Aerosolpartikel ->Wolken -> Feldspat "eisaktiv"

Seite ist momentan im Aufbau: 

 

 



Aerosolpartikel -> Wolken -> „Feldspat ist besonders eisaktiv“

 


 

 

 

Das Südpolarmeer ist von menschlichen Einflüssen weitgehend abgeschottet und hat ein reiches Ökosystem. Außerdem ist die Region die wolkigste der Welt.

 

Flora und Fauna aus dem Ozean tragen direkt und indirekt zur Wolkenbildung bei: Direkt durch kleine Partikel von toten Pflanzen oder Tieren, die durch Gischt in die Luft getragen werden, und indirekt durch die Produktion von schwefelhalftigen Gasen.

 

 

Zum einen wird im Sommer mehr Gas vom Plankton – kleinen, im Wasser treibenden Organismen – an die Atmosphäre abgegeben, wo es chemisch reagiert und sogenannte Aerosolpartikel bildet. Diese festen oder flüssigen Schwebeteilchen in der Luft spielen eine wichtige Rolle bei der Wolkenbildung, denn sie dienen als Kondensationskeime für Wassertropfen. Auf diese Weise erhöht sich die Tröpfchenanzahl in den Wolken, wodurch diese mehr Sonnenlicht reflektieren und damit heller erscheinen.

 

Einen ähnlichen Effekt hat organische Materie von toten Meerespflanzen und -tieren, die sich an der Wasseroberfläche sammelt und mit der Gischt in die Luft abgegeben wird. Zusammengenommen sind diese beiden Mechanismen für grob die doppelte Tröpfchenkonzentration in den Sommermonaten verantwortlich. Der Südozean erlaubt einen Blick darauf, was in einer unberührten, vorindustriellen Region passiert. Ähnliche Phänomene sind auch in der nördlichen Hemisphäre denkbar. Allerdings sind sie dort schwieriger zu messen, weil sie von anderen Effekten – wie etwa der Luftverschmutzung – überdeckt werden.

 

Die Entstehung von Eis in Wolken hat einen entscheidenden Einfluss auf das Erdklima. Doch Eiskristalle bilden sich nicht aus dem Nichts, sondern benötigen sogenannte Nukleationskeime: kleine Teilchen, auf denen sich Wasserdampf ablagern und Eiskristalle bilden können. In der Erdatmosphäre dienen Aerosole als Nukleationskeime – wie das Eis darauf genau entsteht, war aber bislang weitgehend unerforscht. 

 

Die Prozesse bei der Eisbildung auf Feldspatpartikel Oberflächen wurden mikroskopisch untersucht und eine Erklärung gefunden, warum sich gerade Feldspat für die Bildung von Eiskristallen besonders gut eignet.

 

Inzwischen ist bekannt, dass Wolken nur mithilfe von Aerosolpartikeln entstehen. Aerosole sind winzige Teilchen, es sind organische und anorganische Teilchen wie Mineralstaub oder auch Verbrennungsaerosole aus Autoabgasen oder vom Flugzeugtreibstoff JP-8, dessen Standard durch die USA festgelegt wurde und dem seit den frühen 1990er Jahren für Technologien der aktiven Wetterbeeinflussung und Nanotechnologien bereits Barium, Strontium und Aluminium - Partikel zugesetzt wurde.

 

Dieser wird weltweit in der Zivilen Luftfahrt eingesetzt.

 

Das Eis in den Wolken entsteht nur mithilfe der Aerosolpartikel, auch wenn nur ein winziger Anteil von ihnen unterkühlte Wassertröpfchen zum Gefrieren bringen kann: Nur etwa eines von zehntausend Teilchen ist eisaktiv. Deswegen ist es erstaunlich, dass Eis in der Atmosphäre so eine wichtige Rolle spielt – ohne Eis wäre in unseren Breitengraden größtenteils überhaupt kein Niederschlag möglich. 

 

 

 

 

Fast 90 Prozent der Niederschlagsfälle in den troposphärischen Wolken entstehen durch die Eisphase. Deswegen ist es so wichtig zu verstehen, was an den Aerosolpartikeln so besonders ist, dass nur eines von zehntausend Teilchen Eis entstehen lassen kann.

 

Vor ungefähr drei Jahren hat man herausgefunden, dass Feldspat besonders aktiv ist, was die Eisnukleation angeht. Das ist besonders interessant, weil etwa Mineralstaub aus der Sahara fast immer einen kleinen Anteil an Feldspat enthält, es sind etwa ein bis acht Prozent. Aber dieser winzige Anteil reicht aus, um zu bestimmen, wie effektiv diese Teilchen bei der Eisbildung sind.

 

Mit einem Elektronenmikroskop wurde die Eisbildung auf der Oberfläche von Feldspat untersucht. Eigentlich ist das Elektronenmikroskop nicht das richtige Werkzeug für die Atmosphärenforschung, es ist keine Wolkenkammer oder ein Diffusionskanal. Aber man kann mit einem speziellen Elektronenmikroskop, das auch unter Gasdruck in der Probenkammer arbeiten kann, tatsächlich die Atmosphärenbedingungen simulieren.

 

Die Eiskristalle wuchsen an speziellen Stellen im Feldspat, die offensichtlich nur in Defekten an der sonst glatten Oberfläche vorkamen, an Spalten, Stufen oder Inhomogenitäten. Andererseits wurde aber auch beobachtet, dass alle Eiskristalle homogen ausgerichtet waren. Sie zeigten alle in die gleiche Richtung. Und das war das eigentlich Erstaunliche, denn eigentlich würde man erwarten, dass diese Orientierung völlig zufällig ist.

 

 

 

 

Eis bildet sich besonders bei Defekten auf der Feldspatoberfläche. Die Kristallflächen sind dort energetisch besonders günstig, um die Eisbildung zu ermöglichen, die molekulare Struktur ist links gezeigt. In der Mitte befindet sich eine Aufnahme der Eiskristalle auf dem Feldspat, die mit einem Elektronenmikroskop gemacht wurde.

 

 

 

 

 

Wieviele Wassermoleküle sind mindestens zur Bildung eines Eiskristalls notwendig ? 

 

Bislang konnte man die kritische Molekülanzahl und damit den Punkt, an dem amorphe – also ungeordnete – Strukturen die ersten kristallinen Formen ausbilden, nur abschätzen. Die bisherigen Methoden hatten Größenuntersuchungen von Clustern im Bereich von hundert bis tausend Molekülen nicht erlaubt.

 

Bestrahlt man die Cluster mit einem Infrarotlaser und hat das einfallende Licht die richtige Frequenz, werden die Wassermoleküle angeregt und absorbieren die entsprechenden Photonen – es entstehen charakteristische Absorptionslinien im Spektrum. Damit war es möglich in den Bereich elementare Prozesse kondensierter Materie, wie er sich zum Beispiel in Kristallisationsvorgängen abspielt, vorzudringen.

 

Entscheidend ist nun die Tatsache, dass sich das Spektrum von amorphem und kristallinem Eis im infraroten Bereich deutlich unterscheidet. Der Übergang von dem ungeordneten in einen geordneten Zustand zeigt sich durch eine Verschiebung des beobachteten Absorptionsmaximums.

 

 

 

 

So konnte man erstmals den Beginn der Kristallisation bei einer Anzahl von 275 Molekülen feststellen – bei 475 Molekülen war der Prozess der Kristallisation vollständig abgeschlossen. Zum Vergleich: Eine Schneeflocke, die man mit bloßem Auge sehen kann, enthält etwa eine Trillion (eine 1 mit 18 Nullen) Wasserteilchen.

 

Ein Kristall hat mehrere kristalline Flächen. Es gibt Flächen, die eine sogenannte Einheitszelle bilden, den kleinsten Baustein, mit dem man den ganzen Kristall abbilden kann. Das Gleiche gilt auch für Eis. Die Idee war, dass die günstigste Kombination für die Nukleation von Eis ist, wenn eine der sogenannten prismatischen Flächen von Eis an einer der Flächen der Einheitszelle des Feldspats direkt anliegt – und diese speziellen Flächen kommen im Feldspat eben nur in Defekten vor.

 

Eis in der Atmosphäre jedoch, muss nicht so speziell orientiert wachsen wie das in der Probekammer der Fall ist, weil beispielsweise mehr Wasserdampf vorhanden ist. Aber an diesen "defekten" Stellen, wächst Eis immer zuerst, das sind die Stellen, die besonders eisaktiv sind.

 

Wenn man diese besonders eisaktiven Stellen ausfindig machen kann, kann man sie parametrisieren. Man kann also sagen: Für eine bestimmte Fläche an Feldspat kommen so und so viele eisaktive Stellen vor, die bei einer bestimmten Temperatur in der Atmosphäre Eis entstehen lassen werden. Diese Information kann man, basierend auf ihrem Anteil in den Wolken, in die Wolkenmodelle einbringen, um zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit des Niederschlags bei bestimmten meteorologischen Bedingungen auszurechnen.

 

Andererseits führt die Ausbringung von Feldspatpartikeln z. B. mittels JP - 8 Kerosin in speziell bestimmten Regionen dazu, dass Nukleation von Eis forciert wird.