CYCLONES
TOFFLER_ASSOCIATES_THE_TOFFLER_LEGACY_
https://www.cfr.org/membership/corporate-members
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https://wilhelm-dietl-recherchen.de/
Liste deutscher Dissertationen mit Plagiaten
https://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Home
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"... the world population can exceed easily 8 billion by the year 2020. This was a major subject of discussion at the conference in Rio de Janeiro on the environment two years ago. It was pointed out at the conference that growth is most efficiently managed by the private sector, but regulation of the process by national governments and international bodies is also needed. And once again, United Nations can certainly be among the catalysts and coordinators of this process.”
- David Rockefeller, Annual UN Ambassadors' Dinner Sep. 14, 1994
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Die Seite wird auf maximal 20 Fälle mit Fallanalysen erweitert
Die Autoren:
(überzeugte Atheisten)
Prof. R. Mausfeld ( Prof. für Wahrnehmungspsychologie, Kognitionswissenschaft )
S. Hab ( M. Sc. ) Master of Science
https://www.youtube.com/c/UnsterblichePartie/videos
Experten zahlreicher Forensischer Disziplinen (Wissenschaft) unterstützen Polizei & Justiz bei der Aufklärung von Straftaten & bei der Verifizierung von Induviduen, die als Delinquenten in Erscheinung getreten sind
Der Genetische Fingerabdruck
(Desoxyribonukleinsäure, DNA profiling) / Alec John Jeffreys 1984, Genetischer Fingerabdruck (Genetischer Strichcode) / Ivan Vučetić, kein Fingerabdruck (Papillarleisten) gleicht dem anderen, AFIS - Datenbank (2003) ,Vernetzung bundesweit, / Watson & Crick 1953, Entschlüsselung der DNA - Struktur, 1998, DNA -Analyse-Datenbank (DAD) beim Bundeskriminalamt Wiesbaden, BKA, DNA - Marker, 1993 Polymerase Kettenreaktion (PCR) aus minimalen DNS Molekülen kann substanziell so viel DNA Material generiert werden, dass weitere Analysen möglich sind. Misch - DNA und Kontamination, Genetisches Phantombild, DNA - Phänotypisierung (Eingrenzung von Personengruppen), Hinzunahme von Genealogie Datenbanken
Exkurs:
John Craig Venter ist ein US-amerikanischer Biochemiker und Unternehmer, dessen Firma Celera Corporation als Erste (2000) ein gesamtes menschliches Genom sequenzierte. Craig Venters Erbgut im Internet – Venter stellt sein komplett entschlüsseltes Erbgut ins Internet. Am 24. März 2016 veröffentlichte Venter Ergebnisse, wonach er ein synthetisches Bakterium Mycoplasma mycoides JCVI-syn3.0 mit 473 Genen, beziehungsweise 531.000 Basenpaaren, geschaffen hat, die es benötigt um alle lebenswichtigen Prozesse durchzuführen. (Synthetisches bakterielles Genom) Zuvor wurde ein synthetisches virales erschaffen. Die Evolution war hier vergleichsweise langsam in ihrem Fortschreiten.
Verräterisches Blut und Molekulare Ballistik
Morphologie des Blutes, Forensische Blutspurenmuster Analyse ( morphologische Struktur, Gestalt) und die Interpretation eines Tathergangs resultierend aus vorhandener Spurenlage; Schusswaffendelikte unter Einbeziehung der Spurenbild Komponente, so werden standardisierte Verfahren (wissenschaftliche Standardisierung) angestrebt, was die Aufzeichnung & Dokumentation der Arbeiten angeht. Minimalistische Informationsstreuung in Bezug auf Fallanalysen um die Neutralität der Wissenschaftler zu gewährleisten. Weitestgehende Vermeidung von Fremdkontamination / Spurenveränderung am Tatort.
BlueStar (P. Esperanca) statt Luminol, um beispielsweise die Eisenbestandteile des Blutes, bei einem vom Täter(in) gereinigten Tatort aufgrund des Fluoreszenz Effektes zum Leuchten zu bringen ohne dabei relevante DNA zu zerstören. (Chemolumineszenz) verbesserte Archivierung von relevanten Photos.
Die Molekular Ballistik (Molekularbiologische Spuren) z. B. ein möglicher back - splatter - effect nach Schussabgabe. (Rekonstruktion & Visualisierung) Die Untersuchung der Waffe und anschließende (STR - Analyse, Short - Tandem - Repeats); Kurze DNA - Sequenzen. (DNA-Mischprofile) - Verbindung Tatwaffe/Opfer, Nachweis auch ohne ballistisches Projektil Gutachten. (2013)
Das Locard'sche Prinzip, ist eines der wichtigsten Prinzipien der modernen Forensik. Es besagt, dass kein Kontakt zwischen zwei Objekten vollzogen werden kann, ohne dass diese wechselseitige Spuren hinterlassen.
RNA - Analyse, Ribonukleinsäure Analyse / Rückschlüsse auf Körpergewebe (betroffenes Organ) durch Unterscheidung von Körperzelltypen (detailliertere Informationen) und eine Differenzierung in Bezug auf Speichel, Blut, Sperma etc. möglich.
Einfluss von Genen und Neurobiologie
Es gibt zahlreiche Hinweise dafür, dass Aggression nicht allein auf Lernerfahrungen zurückgehen kann. Ratten, die ohne Kontakt mit anderen Ratten aufwachsen, zeigen bei Bedrohung ihres Territoriums aggressives Verhalten. Die nächsten Verwandten des Menschen, Bonobos und Schimpansen, haben sehr unterschiedliche innerartliche Aggressionsniveaus.
Einige Hormone (z. B. Androgene und speziell das Testosteron) begünstigen eine erhöhte Neigung zu aggressivem Verhalten. Während des Eintretens der Geschlechtsreife kann besonders bei männlichen Individuen beobachtet werden, wie das verbale und physische Aggressionspotential ansteigt („Flegeljahre“). Dies wiederum wird auf die veränderte Aktivität der Gene zurückgeführt. Diese insbesondere von der eigenen Familie als destruktiv empfundenen Verhaltensweisen können auch gegen sich selbst gerichtet sein (Autoaggressivität).
Der Neurotransmitter Serotonin spielt offenbar eine Rolle bei der Hemmung aggressiven und riskanten Verhaltens.
Der zugrundeliegende neuropsychologische Mechanismus beinhaltet nach heutigem Wissensstand hauptsächlich Aktivierungen der Gebiete des Hypothalamus (VMH, AMH) und des PAG-Gebietes (Periaquäduktales Grau), welche moduliert werden durch Aktivierungen oder Innervierungen der Amygdala und präfrontaler Gebiete des Neuronenhirns.
Sigmund Freud und der „Todestrieb“
Freud formulierte ab 1905 die Überzeugung, dass es sich bei der menschlichen Aggressivität um einen Trieb handele. Zunächst wurde dieser Trieb lediglich als Bestandteil der menschlichen Sexualität betrachtet, doch ab 1915 sah man sie auch als Komponente der Ich-Triebe. Unter den Eindrücken des Ersten Weltkrieges begann Freud Aggression schließlich zunehmend als eigenen Trieb und Hauptvertreter des Todes- oder Destruktionstriebes (Zerstörungstrieb) zu formulieren. So besteht das Ziel des so genannten Todestriebs (Thanatos) nach Freud darin, Einheiten zu zerstören, wohingegen der Eros, oder Liebestrieb, Einheiten schaffen möchte. Diese beiden Triebe laufen immer gleichzeitig, so dass wir beispielsweise essend eine Sache zerstören, um andererseits uns aufzubauen. So haben die Triebe die Aufgabe, sich gegenseitig zu bremsen, nicht aber zu beschneiden, um negative Folgen eines einseitigen Prozesses zu vermeiden.
Der Todestrieb, die Aggression, stellt sozusagen ein psychisches Energiepotential dar, das eingesetzt werden kann, um zu verändern. Freud sieht eine Möglichkeit zur Entladung des Todestriebes über den Abwehrmechanismus der Sublimierung, wodurch die gesellschaftlich geächteten Triebe in akzeptierte, alternative Verhaltensweisen umgeleitet werden können. Nach seinem inzwischen widerlegten „Hydraulik-Modell“ können sich Aggressionen aufstauen und später entladen (Katharsis-Hypothese). Die Aggressionen können auch auf Ersatzobjekte verschoben werden, d. h. sich in einem akzeptierten Kontext entladen, bzw. in spezifisch geschaffenen therapeutischen Settings: Das Kind kann die Puppe mit dem Kochlöffel prügeln und so seine angestauten Aggressionen gegenüber der Mutter entladen.
Aus Sicht der Evolutionsbiologie sind die Freud’schen Annahmen zum Todestrieb insofern problematisch, als kein natürlicher Selektionsmechanismus denkbar ist, um im Verlauf der Stammesgeschichte einen Trieb hervorzubringen, der die Individuen dem Tode näherbringt, also ihre Vermehrungsfähigkeit reduziert. Dagegen wurde eingewandt, dass der Mensch vielfach kulturell erlernte Verhaltensweisen anstatt artgebundener, erbgenetisch erworbener zeige (Beispiel „extrauterines Frühjahr“), so dass die Hypothese vom Todestrieb trotz seines antibiologischen Potentials zumindest als Denkmöglichkeit nicht von der Hand gewiesen werden dürfe.
Konrad Lorenz und der „Aggressions-Instinkt“
Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz veröffentlichte 1963 „Das sogenannte Böse“, ein wissenschaftliches Buch, das großen Anklang insbesondere in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit fand. Lorenz beschrieb darin einen Aggressions-Instinkt, der bei Tieren wichtige biologische Funktionen für ihr Überleben und für ihre Vermehrung erfülle. Dieser Instinkt sei daher auch für die Fortentwicklung der Arten von Bedeutung. Die positiven Funktionen seien u. a. die Verteidigung des Lebensraumes, die Sicherung der Rangordnung, die Sicherung knapper Ressourcen und der Schutz der eigenen Nachkommen.
Lorenz übertrug seine Deutungen des Verhaltens von Tieren auch auf den Menschen: Erst bei diesem werde der angeborene und aus Lorenz’ Sicht prinzipiell sinnvolle Aggressions-Instinkt zu einem Problem, da die Zivilisation der Neuzeit keine angemessene „Entladung“ aufgestauter Aggressionen zulasse. Hinzu komme, dass Täter bei aggressiven Handlungen häufig Waffen gegen ihre Opfer einsetzten, weshalb die von ihm bei Tieren beschriebene, angeborene Tötungshemmung (die sogenannte Beißhemmung) Exzesstaten nicht verhindere.
Lorenz plädiert wie Freud für ein „Umleiten“ des Aggressions-Instinkts hin zu einem gesellschaftlich akzeptierten Handeln: Sport, Wissenschaft und Kunst werden als Ersatzbeschäftigung zum „Ausleben“ der „aufgestauten“ Aggressionen nahegelegt. Im Wettstreit mit anderen Vertretern dieser Lebensbereiche könne man seine Aggressionen in gesellschaftlich akzeptierbarer Form reduzieren.
Während Konrad Lorenz Aggressionen als eine Folge stetig sprudelnder Triebenergien deutete, betonen andere Verhaltensbiologen beim Menschen eher die individuellen Motive für aggressives Verhalten: Furcht, Frustration, Gehorsam, kalte Berechnung, soziale Exploration („Mal sehen, wie weit ich gehen kann“), Spielverhalten u. a. Je nach vorherrschendem Motiv sei dann der zweckmäßige Umgang mit dem Aggressor ein jeweils anderer.
Einfluss der Umwelt
Sowohl Lernerfahrungen, als auch der situative Kontext beeinflussen die Stärke und die Art und Weise von aggressivem Verhalten.
Lerntheoretiker gehen davon aus, dass jede Verstärkung einer Handlung (vergl. Instrumentelle und operante Konditionierung) deren Auftretenswahrscheinlichkeit erhöht; aggressives Verhalten wird von ihnen also dadurch erklärt, dass man mit seiner Aggression erfolgreich war (ein Ziel erreicht oder Anerkennung erhalten hat). Erst wenn diese Bekräftigung (dieser Verstärker) ausbleibt oder das unerwünschte Verhalten bestraft wird, kommt es (wieder) zum Abbau aggressiven Verhaltens. Damit wird ein aggressionsfreies Verhalten grundsätzlich für möglich erachtet. Bandura erklärt Aggression darüber hinaus durch das Imitationslernen (soziales Lernen, Modelllernen, Lernen am Modell)
Einfluss von Frustration und Angst
Nach der Frustrations-Aggressions-Hypothese führt jede Versagung (Frustration) zu erhöhter Aggressionsneigung. Im klassischen Experiment von Barker, Dembo und Lewin (1941) wurden zwei Kindergruppen verglichen. Die eine durfte sofort mit attraktivem Spielzeug spielen, die andere konnte es zwar sehen, musste aber lange auf die Spielerlaubnis warten. Nur diese Gruppe zeigte aggressives Verhalten gegen das Spielzeug.
Eine Weiterentwicklung der Frustrations-Aggressions-Hypothese stellt der kognitiv-neoassoziationistische Ansatz von Berkowitz dar, welcher im Unterschied zur Frustrations-Aggressions-Hypothese folgende modifizierende Annahmen macht:
- Frustration führt nicht unmittelbar zu einem Bedürfnis, einem anderen Organismus Schaden zuzufügen, sondern dieser Prozess wird durch den emotionalen Zustand des Ärgers vermittelt.
- Neben der Frustration können auch andere Formen aversiver Stimulation negative Effekte und damit Aggression auslösen.
- Das Auftreten negativer Affekte und die Bereitschaft zu aggressiven Handlungen treten parallel auf, nicht sequentiell.
Hintergrund dieser Annahmen ist ein assoziatives Netzwerkmodell des menschlichen Gedächtnisses: Eine aversive Stimulation infolge der Erregungsausbreitung im Netzwerk kann gleichzeitig Gedanken, Emotionen und motorische Reaktionen auslösen. Zugleich kann die Aktivierung jeder einzelnen dieser Komponenten (z. B. feindselige Gedanken) die Aktivierung der beiden anderen Komponenten hervorrufen. Ob ein aversiver Affekt zu Vermeidungs- oder aggressiven Handlungen führt, hängt nach Berkowitz von drei Faktoren ab:
- stabile Persönlichkeitseigenschaften,
- vorherige Lernerfahrungen (z. B. sensu Bandura),
- von der Wahrnehmung bestimmter situativer Aspekte, z. B. aggressiver Hinweisreize.
Frustration führt zum Beispiel dann nicht zu Aggression, wenn die frustrierende Person größer und stärker ist als die frustrierte, oder wenn das frustrierende Verhalten als nicht beabsichtigt bewertet wird.
Der Neurowissenschaftler Joachim Bauer erklärt, dass im Menschen Angst und Aggression eng miteinander verwandt sind. Psychisch labile Menschen seien durch alles, was Angst macht, besonders leicht erregbar. Auf Angst aufgrund von Bedrohungen durch die Außenwelt, Demütigungen und Verletzungen würden viele Menschen mit Aggression reagieren, die sich keineswegs immer gegen die Ursache des Schmerzes richte, sondern zeitversetzt auch Unbeteiligte treffe, was eine Spirale der Gewalt in Gang setze. Der „Hochkapitalismus“ und seine Kultur der Ausgrenzung, fördere so Gewaltausbrüche einzelner Individuen.
Angst macht böse
Gewalttätigkeit von Menschen als Reaktion auf Bedrohungen durch die Außenwelt. Der Hochkapitalismus (Gewinnstreben und Wettbewerb) und seine Kultur, fördert Gewaltausbrüche einzelner Individuen.
Einführung:
Es gibt nichts Böses, außer man tut es. Das steht übrigens schon in der Bibel (und jetzt zitiert ein ausgewiesener Atheist gar die Genesis): als Essen vom Baum der Erkenntnis nämlich. Dort kann man eindeutig lesen – und es ist auch für Theologieprofessoren verständlich geschrieben: „... und ihr wie Gott sein werdet, indem ihr Gutes und Böses erkennt.“ (Gen. 3, 5)
Der Mensch ist ein mit reflexionsfähiger Sprache begabtes Wesen, der unaufhörlich und permanent fragende Mensch nämlich, der und weil ohne die Sprache die vielleicht 2600 Individuen aus der Spezies homo sapiens, die vor 160 000 Jahren lebten, wohl kaum die Evolutionsbedingungen gefunden hätten, die Ihnen die Ausbreitung in eine Kolonie mit mehr als sieben Milliarden Menschen ermöglicht haben !

» Wir wollen durch Erfahrung nicht sowohl klug (für ein andermal) als weise (für immer) werden»! Hier steckt auch das Wesen des Werdens, also die Entstehung, Entwicklung d.h. Verwirklichung von Anlagen und Möglichkeiten und somit die Tatsache, dass alles Seiende sich verändert. (G.F. W. Hegel)
Unsere Erkenntnis ist immer nur eine unserer Erfahrung; Erfahrung aber ist immer persönlich und damit utilitaristisch: Was mir nützt, ist gut, was mir schadet, böse (oder schlecht). Damit nun dem Wildwuchs der Egoismen (Z´erscht kumm i, dann kumm i, und wos daunn kummt, des kummt nie; Helmut Qualtinger „selig“; für nicht Wienerisch Sprechende: „Zuerst komme ich, dann komme ich, und was dann kommt, das kommt nie!“) Einhalt geboten wird, gibt es die Konvention des Rechts als Rechtsprechung, die immer auch Macht ist: „Wer die Macht hat, der hat auch das Recht; wer das Recht hat, hat die Macht.“
Deshalb geschasste (nur Deutsche ?) Justizminister können ein Lied davon singen; aber dieser Wahrspruch hat schon seit dem Sophisten Gorgias von Leontinoi unverändert Gültigkeit.
Die absolute Wahrheit und ergo (folglich) auch »absolute Gerechtigkeit» kann und wird es nie geben, da Wahrheit und Gerechtigkeit nur bedeuten können, daß jemand dies- und nur das! - für gerecht ( = wahr, also wirklich) hält.
Unsere Wahrheit korrespondiert im Falle von unserem Gerechtigkeitsempfinden nur mit unserer Vorstellung von Recht (= allgemeingültig, durch Macht verordnete Wahrheit). Da eine solche Vorstellung allerdings leicht und gerne in die Willkür führt, muß es immer eine oberste Instanz geben, die (uns relativierend) garantiert, daß das Recht allgemeingültig bleibt; durch die Macht des OGH, des Europäischen Gerichtshofes, durch die Einklagbarkeit von Menschenrechten.
Auch Ideologen (und Wissenschaftler?) folgen diesem Schema - nur rigider:
Ideologie (= Religion) als Wahrheitsverkürzung setzt, bzw. satzt autoritär, was als wahr zu gelten hat und ergo (folglich) Recht ist, und kreiert Fundamentalisten, Idealisten und Orthodoxe; aber auch Nazis und Kommunisten, Juden, Christen und andere Sektierer. Der Unterschied bzw. Übergang zwischen den einzelnen Gruppen bzw. Begriffen ist fließend - was manchem wehtun mag.
Sie alle aber erklären unterschiedliche Bilder (= Vorstellungen = interferente Zustände im Gehirn = Interferenzen) zur absoluten » Wahrheit » .
Ferner:
Das System sieht nicht vor, dass die Justiz sich "irrt".
Die systematische und kategorische Verweigerung, die in vielen Prozessen in Erscheinung tritt generiert Justizopfer, die zu Opfern einer archaischen Strafgerichtsbarkeit werden.
Hier realisiert man, dass die Mühlen der Justiz in Wahrheit zerstörerisch sind.
In der Mühle geht es nicht um das Verstehen, sondern in der Mühle geht es vielmehr um´s Mahlen...
- und man wird... zerquetscht. Die Richter wissen das ganz genau.
Selbst wenn man am Ende freigesprochen oder entlastet wird, den gesellschaftlichen Tod haben sie erreicht.
Definition des "Bösen":
Es gibt keine „Raffinesse und Schrecklichkeit des Bösen“ – es sei denn, man verallgemeinert sie zu Begriffen wie „Gott“ für das (religiös umgemünzte „gute“) All-Eine, oder „Teufel“ für „das Böse“, oder „Gevatter Tod“ für das allgemeine Sterben alles Lebendigen (kein Leben ohne Tod! Wäre Christus nicht gestorben, hätte er nicht gelebt!)
–, sondern es gibt nur raffinierte und schreckliche Taten (siehe 11. September 2001, der Abriss der Zwillingstürme nach terroristischen Anschlägen(!) mittels eigens dafür entwickelten unterirrdischen thermonuklearen Abrissmechanismen.) Larry Siverstein von Silverstein Properties erhielt rund 7,2 Milliarden USD. von der Versicherung ... [(sic.!) erat scriptum] ... in der Wirtschaftskriminologie absolut einmalig.
Silverstein Properties
Und das war der Kreuzestod Jesu (Christi) genauso wie es die Streubombenangriffe Gaddafis auf Misrata waren – oder Bushs Angriffskrieg auf den Irak, oder Obamas Aussetzen der versprochenen Schließung von Guantanamo ... oder die Duldung von Exorzismen durch den letzten Papst, der als Kardinal Ratzinger Chef der Nachfolgerin der „Heiligen“ Inquisition war. Solches Dulden entbietet gemäß der krausen „Logik“ des greisen Großinquisitors (heute bereits über 87!) nicht einmal einer gewissen Stringenz: Wer an das Böse „an sich“ glaubt, der will es auch austreiben.
zu „Maske des Lebens“
Nach Ratzinger (dessen Buch) hängt sich also das Böse „die Maske des Lebens“ um. Nach dieser (schlampigen) Diktion bedient sich das Böse (= Satan, der Teufel, Beelzebub, Luzifer (Lichträger) und mit welchen Namen „das Böse“ auch immer personifiziert werden mag ...) „des Lebens“, um „sich“, also „das Böse“, in die Welt zu setzen.
Mit dieser unzulässigen verallgemeinernden Phrase „des Lebens“ hatte der ehemalige Pontifex Maximus natürlich ordentlich danebengegriffen, denn gemeint haben konnte jener mit diesem Allgemeinbegriff „Leben" nur das Leben der Menschen: Nur diese (!) sind – gemäß Genesis 3,5 – in der Lage, zwischen „Gut“ und „Böse“ zu unterscheiden. Das wird zwar schon seit 2000 Jahren von den Christen mehr oder weniger verklausuliert, behauptet und gelehrt:
Deshalb wurde auch » Eva » zum Sinnbild der » Verführung » und Adam zum unbedarften, der scheinbar gar nicht wusste, wie ihm geschieht...
Deshalb ist ja auch die Frau die Gebärerin „des Teufels“ und „verführt“ den „geistig höherstehenden Mann“, der ja Christus ähnlich ist, während die Frau – als penislos – Jesus nicht ähnlich sei. Letzteres ist übrigens das nach wie vor amtlich bevorzugte Argument gegen die Priesterweihe von Frauen! Derartige „Logik“ wird aber ohnedies von kaum jemandem mehr ernst genommen: außer von den Gerontokraten im Vatikan und ihrem Statthalter in Wien.
Jesus ist - nur aus diesem Grund natürlich - auch der »Sohn Gottes» : weil er in einer pateranalistischen Kultur erfunden wurde, in der Frauen und Sklaven nicht einmal eine "Seele" hatten, und weil Söhne in einer solchen Kultur ihrem Vater unbedingt gehorchen. Und weil das ganze Bild des Erlösers - eine umgebungsbedingte Wahrheit ist, deren Gültigkeit sich nur »soweit» erstrecken kann, als sie auch für wahr gehalten wird. Dabei muss » soweit» keine Entfernungsangabe bedeuten: bekanntlich hält Jesu eigenes Volk ihn nicht für den Erlöser!
- Erfunden allerdings wurde Jesus als » wahrer Mensch und » Sohn » Gottes » (im Originaltext » filioque») erst über 300 Jahre nach seinem Tod - im Konzil von Nicäa (im Mai 325) nämlich: als » Gott » zum Anfassen sozusagen, dem man - zu seinen Lebzeiten - hätte begegnen können.
Ehrlich zu sagen, daß dieser »Gott» nur ein Produkt menschlicher Phantasie ist, muß natürlich als schlimmste » Todsünde » zumindest nach Ansicht des Aquinaten und jedes Katholiken gelten. [Thomas v. Aquin(o)] Auch das gern verwendete Argument der Kirche vom »Niedrigen» zum »Höheren» ist dualistisch. »Niedrig» und »hoch» sind relative Begriffe, für die wir das Absolute sind und es bedarf wirklich keines » orientierenden organisierenden Wirkens» um » Höheres aus »Niedrigem» zu generieren.
Es gibt für die Kirche natürlich auch » innerweltlich» und » außerweltlich» - die klassische Dualität, mit der jede Religion die eine Welt auseinander reißt. Das mit dem »außerweltlich» erinnert uns nochmals an den päpstlichen Mörder Giordano Brunos, Clemens VIII. Der hatte seinerzeit argumentiert, die Welt könne nicht unendlich und ewig sein, wie Bruno (Dominikaner) behauptete, denn sonst bliebe für Gott kein Platz mehr übrig... Gott braucht also "Platz". Glaubt die Kirche das wirklich ?!

Der » Gott» des Paulus (1 Kor 12,6) auf den wir gegen Schluss nochmals kommen werde, der lautet modifiziert: » Sein» » Werden» alles in allen;
denn der » Gott» des Paulus braucht keinen Platz; er braucht unabzählbar viele, als Welt nämlich, die ohne Anfang und Ende ist, aber Raum schafft für die vielen notwendigen Orte, an denen » Gott» sich realisierte; er braucht Platz, sich permanent als Selbstbewußtsein zu verwirklichen, sich (!) und zwar ohne (sic!) ein scholastisch methodisches Schema (» sic et non» ), wie die Kirche es anbietet, zu schöpfen, kontingent natürlich, (lat.contingere, Begr. d. Scholastik) aber notwendig. Warum wird von der Kirche auseinandergerissen, was Eines aber polar ist? Gott ist diese Notwendigkeit, sich in permanenter Veränderung des Da-Seienden zu manifestieren(!) "Gott"
realisiert sich auf allen Plätzen ( = Orten) des Raum - (Zeit) Veränderungs - Kontinuums (!)Gott hält uns nicht an der Leine, sondern er verwirklicht sich ewig ( und nicht erst seit 20 Mrd. Jahren wie uns die Urknaller mit päpstlicher Schützenhilfe weismachen wollen!) als Selbst in jedem Lebendigen, das zu Selbstbewußtsein evolviert ist.
Natürlich sind wir das Ebenbild Gottes - wir sind » Er » (die Feministinnen mögen uns verzeihen): aber als einzelne eben nur Teil seiner Ganzheit, aber nicht das Ein - Alle selbst, das bekanntlich mehr ist als die Summe seiner Teile. Diese Ganzheit (= das » Selbst» ; Die Kirche nennt » IHN» »Person» , was sehr mißverständlich sein kann, denkt man dabei doch eher an ein Individuum als an die Identität von Gott und Welt!) ist » ER» - aber in und durch uns! Gott braucht die Welt, er ist durch sie!: durch Selbstbewusstsein, das sich als sein Ebenbild weiß? Pantheismus?
Hatte Giordano Bruno einen solchen verkündet? Mitnichten!
Dazu auch das Zitat W.Heisenbergs (Physiker):
» Ich kann mit religiösen Mythen grundsätzlich nichts anfangen, schon weil sich die Mythen der verschiedenen Religionen widersprechen. Es ist doch reiner Zufall, daß ich hier in Europa und nicht in Asien geboren bin, und davon kann doch nicht abhängen, was wahr ist, also auch nicht, was ich glauben soll. Ich kann doch nur glauben, was wahr ist.»
Das Leben ist weder gut noch böse: Dieses vom damaligen Papst unzulässig verallgemeinerte „Leben“ kann sich natürlich nur auf das menschliche Leben beziehen (hoffentlich halt ...). Und dieses ist – wie anderes Leben – und zwar notwendig. Es braucht sich nicht zu maskieren: wozu auch und vor wem ? Dennoch sind wir gewillt zu sagen: Life is Good !
Natürlich gäbe es nichts Böses auf unserer Erde, wenn es keine Menschen gäbe – aber das Leben im Allgemeinen als „Maske des Bösen“ zu denunzieren ? ¿¿¿ - Welchem kranken Hirn ist denn das eingefallen ?
Und! wie ist es mit dem kindlichen, mit dem magischen Glauben ? ! Einem Kind kann man von Zwergen, Hexen, Feen, guten und bösen Geistern erzählen - es glaubt daran, ja es fürchtet sich - mitunter sogar vor dem einen oder anderen und wenn es sein muss auch zu Tode. Zu Tode gefürchtet ist eben auch gestorben !
Die grundlegendste Fassung naturwissenschaftlicher Methode stammt von Galileo Galilei: Messen, was meßbar ist; meßbar machen, was nicht (unmittelbar) meßbar ist. Galilei´s Konflikt mit der Kirche ist mehrfach Gegenstand dichterischer Behandlung geworden z. B. in Z. Harsanyi:» und sie (die Erde) bewegt sich doch» »Eppur si muove» (Roman deutsch, 1937) Berthold Brecht » Leben des Galilei» (Drama 3. Fassung 1955);
zwar wurde Galilei im Rahmen einer Erklärung zur Beziehung von Religion und Wissenschaft, die Papst Joh. Paul II im Okt 1992 vor der »Päpstlichen Akademie der Wissenschaften» abgab, von der kath. Kirche formell »rehabilitiert» , in dem die Verurteilung Galileis als ungerechtfertigt charakterisiert wurde, dies hatte allerdings genau 400 Jahre seit seiner Professur in Padua 1592, gedauert. - Unglaublich...aber Realität.
Ohne Parallelen in der Frühen Neuzeit der Kulturgeschichte, sind die wissenschaftlichen Studien des Leonardo da Vinci. Die weibliche Eizelle wurde dennoch erst 1827 von Karl Ernst von Baer (Zoologe wohlgemerkt) entdeckt. Vorher wurde der Frau jegliche Beteiligung an der Entstehung menschlichen Lebens aberkannt. [sic !]
Je mehr der Mensch sich selbst vergißt, in der Hingabe an eine Aufgabe oder an einen anderen Menschen, desto mehr wird er seinem eigenen Menschsein gerecht. Menschsein ist nicht zuständlich, sondern gegenständlich orientiert; es ist nicht an den inneren Zuständen interessiert, sondern an Gegenständen draußen in der Welt.
Das hat auch Altmeister Martin Heidegger (1889–1976, Meßkirch Kreis Sigmaringen) schon gewußt, als er vom in der Welt Sein des Menschen gesprochen hat, und das hatte auch Max Scheler (1874–1928) einbekannt, als er den Menschen als weltoffen bezeichnet hat.
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denn der » Gott» des Paulus braucht keinen Platz; er braucht unabzählbar viele, als Welt nämlich, die ohne Anfang und Ende ist, aber Raum schafft für die vielen notwendigen Orte, an denen » Gott» sich realisierte; er braucht Platz, sich permanent als Selbstbewußtsein zu verwirklichen, sich (!) und zwar ohne (sic!) ein scholastisch methodisches Schema (» sic et non» ), wie die Kirche es anbietet, zu schöpfen, kontingent natürlich, (lat.contingere, Begr. d. Scholastik) aber notwendig. Warum wird von der Kirche auseinandergerissen, was Eines aber polar ist? Gott ist diese Notwendigkeit, sich in permanenter Veränderung des Da-Seienden zu manifestieren(!) "Gott"
realisiert sich auf allen Plätzen ( = Orten) des Raum - (Zeit) Veränderungs - Kontinuums (!)Gott hält uns nicht an der Leine, sondern er verwirklicht sich ewig ( und nicht erst seit 20 Mrd. Jahren wie uns die Urknaller mit päpstlicher Schützenhilfe weismachen wollen!) als Selbst in jedem Lebendigen, das zu Selbstbewußtsein evolviert ist.
Natürlich sind wir das Ebenbild Gottes - wir sind » Er » (die Feministinnen mögen uns verzeihen): aber als einzelne eben nur Teil seiner Ganzheit, aber nicht das Ein - Alle selbst, das bekanntlich mehr ist als die Summe seiner Teile. Diese Ganzheit (= das » Selbst» ; Die Kirche nennt » IHN» »Person» , was sehr mißverständlich sein kann, denkt man dabei doch eher an ein Individuum als an die Identität von Gott und Welt!) ist » ER» - aber in und durch uns! Gott braucht die Welt, er ist durch sie!: durch Selbstbewusstsein, das sich als sein Ebenbild weiß? Pantheismus?
Hatte Giordano Bruno einen solchen verkündet? Mitnichten!
Dazu auch das Zitat W.Heisenbergs (Physiker):
» Ich kann mit religiösen Mythen grundsätzlich nichts anfangen, schon weil sich die Mythen der verschiedenen Religionen widersprechen. Es ist doch reiner Zufall, daß ich hier in Europa und nicht in Asien geboren bin, und davon kann doch nicht abhängen, was wahr ist, also auch nicht, was ich glauben soll. Ich kann doch nur glauben, was wahr ist.»

An einem Samstagabend im Januar 2007 klingeln der 17jährige Felix D. und sein gleichaltriger Freund Torben B. an einer Haustür in Tessin, ihrem kleinen mecklenburgischen Heimatdorf. Der Bewohner öffnet, er kennt die beiden seit langem aus der Nachbarschaft, es sind freundliche und höfliche Jungen aus intakten Familien. Doch da ruft Felix „Reno!“, das ist das Codewort zum Losschlagen. Die beiden Jungen ziehen ihre mitgebrachten Messer und halten sie dem Mann an die Kehle mit den Worten „Auf die Knie!“ Er wehrt sich und erfasst ein Messer, doch da lassen die Eindringlinge alle Hemmungen fahren und stechen blindlings auf ihn ein. Während er im Todeskampf zu Boden geht, stürmen die 17-Jährigen die Treppe hoch, treffen auf die Ehefrau des Mannes, die sie mit insgesamt 62 Messerstichen töten. Als sie später noch röchelt, sticht Felix sie noch einmal in den Kopf, um sie endgültig zu töten. Der Sohn des Ehepaares entgeht nur knapp dem Blutrausch, weil es ihm gelingt, in Todesangst in seinem Zimmer eingesperrt die Polizei zu benachrichtigen, die das Paar schließlich stellt und zur Aufgabe zwingt. Weder Alkohol, Drogen oder eine psychische Krankheit noch Feindschaft gegenüber den Opfern erklären die Tat; es hätte ebenso beliebige Andere im Dorf treffen können.
Dieser Bericht kann zweierlei deutlich machen: zum einen die Plötzlichkeit, die Radikalität und Brutalität, mit der das "Böse" in die vertraute, vermeintlich friedliche Welt des Guten einbrechen kann; zum anderen aber auch die gebannte Aufmerksamkeit und die latente Faszination, die das Böse in uns wachruft. Die Beliebtheit von Kriminal-, Gewalt- und Horrorfilmen belegt dies ebenso wie die nicht enden wollende Vermarktung Hitlers oder die nachhaltige Wirkung der Bilder vom 11. September 2001. Das "Böse" ist das Rätselhafte, Verstörende und zugleich das Unheimlich-Faszinierende. Vom Psychologen und Psychiater erwartet man Antworten auf die beunruhigenden Fragen, wie das "Böse" möglich ist, wie ein Mensch in seinen Bann gerät und – wenn auch verborgener – was das "Böse" mit uns selbst zu tun hat, in der bangen Hoffnung, dass es sich dabei doch als das „ganz Andere“ erweist. Der Psychiater soll das Schreckliche seines Schreckens entkleiden, indem er es nachvollziehbar macht oder aber als krankhaft und damit als wissenschaftlich erklärbar darstellt.
Doch zunächst erfordert die Frage nach dem sog. "Bösen" eine begriffliche Vorklärung. Bereits sein Begriff könnte ja schon eine Antwort nahelegen, indem er nämlich eine ‚Wesenheit’ erschafft – das "Böse". Ursache böser Handlungen wäre dann das Böse als metaphysisches Prinzip, das Dämonische oder Teuflische. Ein solcher Begriff des Bösen wirkt jedoch mystifizierend und begünstigt Feindbilder, indem er die Welt manichäisch aufteilt in "Gut und Böse", Gerechte und Ungerechte, Freund und Feind, Licht und Finsternis. Das Bedürfnis nach dieser Vereinfachung ist freilich groß, denn ihr zugrunde liegt letztlich der Wunsch, die eigene innere Ambivalenz, die Unsicherheit über das moralisch richtige Handeln, das latente Bewusstsein der eigenen feindseligen Impulse ein für alle Mal zu beseitigen, also selbst von Schuld frei zu sein und ganz zur Welt des Guten zu gehören.
Doch so leicht sollten wir es uns mit dem "Bösen" nicht machen. „Allmählich wurde mir offenbar, so schreibt Solschenizyn im „Archipel Gulag“, dass die Linie, die Gut und Böse trennt, nicht zwischen Staaten, nicht zwischen Klassen und nicht zwischen Parteien verläuft, sondern quer durch jedes "Menschenherz" (...) Selbst in einem vom "Bösen" besetzten "Herzen" (symbolisch) hält sich ein Brückenkopf des Guten. Selbst im "gütigsten Herzen" - ein uneinnehmbarer Schlupfwinkel des "Bösen"." 1
– Soweit Solschenizyn. Nun ist das "Böse" als solches keine psychiatrische Kategorie, denn dem Psychiater obliegt nicht die moralische Bewertung menschlichen Handelns. Er fragt eher nach den anthropologischen, psychologischen und sozialen Bedingungen der Möglichkeit menschlicher Destruktivität. Damit löst sich das Böse nicht etwa auf in ein bloßes Faktoren- und Bedingungsgefüge. Doch es erweist sich, wie wir sehen werden, als unauflöslich verstrickt mit den Polaritäten und Widersprüchen des menschlichen "Seelenlebens" der Psyche, ja selbst mit den Bestrebungen des Menschen zum Guten. Es verläuft "quer durch jedes "Menschenherz“.
Wir werden im Folgenden also vom "Bösen" im Sinne des destruktiven menschlichen Wollens und Handelns sprechen und zunächst seinen anthropologischen und psychologischen Grundlagen nachgehen, um dann noch einmal auf die eingangs geschilderte Tat und ihre Hintergründe zurückzukommen. Woher stammt das "Böse" ? – Diese Frage, so alt wie die Menschheit, wird nach einer Phase überwiegender soziologischer Erklärungen gegenwärtig wieder vorwiegend biologisch beantwortet. Erklärungen dieses Typs gehen von einer angeborenen Neigung des Menschen zu Aggressivität und Gewalt aus, die von der Kultur- und Moralentwicklung immer nur notdürftig in Schach gehalten werden könne.
Thomas Hobbes’ Theorie vom naturgegebenen „bellum omnium contra omnes“ hat unter dem Eindruck des 1. Weltkriegs Sigmund Freud wieder aufgenommen, indem er Eros und Thanatos als verbindende bzw. aggressiv-zerstörerische Urtriebe einander gegenüberstellte. Die Entwicklung der Zivilisation, so Freud, verfolge die Tendenz, die menschlichen Gemeinschaften immer weiter auszudehnen, was aber nur um den Preis der Triebunterdrückung zu erreichen sei. Denn diesem Programm der Kultur widersetze sich „der natürliche Aggressionstrieb der Menschen, die Feindseligkeit eines gegen alle und aller gegen einen.“ 2 Der geforderte Triebverzicht führe daher zum Aggressionsstau, zu "seelischer" Spannung und Deformierung, die sich schließlich in selbst- oder fremd zerstörerischen Aktionen entlade. Namentlich der Krieg streife uns „die späteren Kulturauflagerungen ab und lasse „den Urmenschen in uns wieder zum Vorschein kommen“.3
Aus evolutionsbiologischer Sicht vertrat auch Konrad Lorenz die Auffassung, „... dass die "bösen Auswirkungen" der menschlichen Aggressionstriebe ganz einfach darauf beruhen, dass die Selektion dem Menschen in grauer Vorzeit ein Maß von Aggressionstrieb angezüchtet hat, für das er in seiner heutigen Gesellschaftsordnung kein adäquates Ventil findet.” (Konrad Lorenz, Werke: Das sogenannte Böse - Zur Naturgeschichte der Aggression 1963)
4 Ähnliche Theorien werden heute von der Soziobiologie vertreten, wobei sich hier der eigentliche Überlebenskampf auf die Ebene der Gene verlagert: Egozentrik, Eigennutz, Täuschung und Aggression sind danach Verhaltensweisen, die von „egoistischen Genen“ im Kampf um ihre Vermehrung gesteuert werden, und selbst dort wo (scheinbar) altruistisches Verhalten vorliegt, dient es nur der internen Stabilisierung der Sippe und damit wiederum der Durchsetzung ihres Genmaterials gegen andere, fremde Genträger.5 – Biologische Erklärungen des Bösen liefert schließlich auch die gegenwärtige Neurobiologie: Aus ihrer Sicht liegen destruktiven Handlungsbereitschaften bei Gewalttätern angeborene oder erworbene neurobiologische Defekte zugrunde, wie etwa erniedrigte Serotonin-Spiegel in Arealen des Frontalhirns oder die mangelnde Hemmung aggressiver Impulse aus dem limbischen System.6
Solchen überwiegend biologischen Erklärungen des Bösen, aus einem destruktiven Kern der menschlichen Natur, möchten wir im Folgenden widersprechen. Zwar besteht zweifellos eine genetische Basis für aggressive Regungen, die ja zum überlebensnotwendigen Trieb- und Verhaltensrepertoire aller höheren Säugetiere gehören. Doch bereits auf der biologischen Ebene lässt sich zeigen, dass sich die Gattung Mensch durch einen grundlegenden Primat kooperativer Sozialität auszeichnet. Der Mensch ist also kein zwangsweise vergesellschaftetes, im Kern jedoch feindseliges Individuum, sondern bis in seine organische Ausstattung hinein ein zóon politikón, ein soziales Lebewesen. Seine gleichwohl unbestreitbaren destruktiven Tendenzen bedürfen einer eigenen, über das Biologische hinausgehenden, Erklärung.
Das "Böse" ist, wie sich dabei zeigen wird, überhaupt nicht biologisch determiniert oder zu erfassen, sondern es erwächst erst aus einer spezifisch-menschlichen, geistigen Fähigkeit, nämlich der zur Negation. Beginnen wir mit dem Primat der Sozialität. Dass der fast ausschließlich in Gruppen und Sippen lebende Frühmensch für sein Überleben auf ein hochdifferenziertes System von Kommunikation, Kooperation und emotionaler Bindungen angewiesen war, ist in der evolutionären Anthropologie unumstritten. Dazu dienten eine Reihe biologisch angelegter und im sozialen Verband ausreifender Systeme, die gegenwärtig intensiv erforscht werden, und von denen wir besonders das Bindungs- und das Empathiesystem hervorheben möchten.
Das Bindungssystem erfüllt für den Säugling die Funktion, die Nähe, Fürsorge und emotionale Verbundenheit mit den wichtigsten Bezugspersonen sicherzustellen.7 Es umfasst (1) phylogenetisch verankerte, bei Kindern und Erwachsenen aufeinander abgestimmte Signale wie Suchen, Rufen, Anblicken, Weinen, Anklammern; (2) die entsprechenden Triebregungen und Bedürfnisse etwa nach Geborgenheit, Pflege, Wärme und Zuneigung, ebenso wie (3) die dazugehörigen physiologischen, etwa neuroendokrinen Funktionen.
Durch dieses System werden die elementaren Bedürfnisse des Kindes erfüllt, und es gewinnt das Grundvertrauen und die sichere Basis, von der aus es die Welt aktiv erforschen kann. Aber auch die Beziehungen zwischen den erwachsenen Mitgliedern der Sippe, werden wesentlich vom psychobiologisch verankerten Bindungssystem getragen.
Darüber hinaus entwickelte sich mit dem Resonanz- und Empathiesystem bei den höheren Primaten und vor allem beim Menschen ein biologisch angelegtes System hochdifferenzierten sozialen Verstehens. Es umfasst zunächst die von Geburt an mögliche Nachahmung des Ausdrucks von Artgenossen und die subtile Affektabstimmung in der Interaktion von Mutter und Kind (“affect attunement” 8). Auf dieser Basis entwickelt sich. wie bei keiner anderen Gattung, die Fähigkeit der Ausdruckskommunikation, des Mitfühlens und Einfühlens.
Ein eigens dafür zuständiges neuronales System ist unter dem Namen der „Spiegelneuronen“ bekannt geworden.9 Es lässt uns die Handlungen und Ausdrucksweisen anderer gewissermaßen „von innen her“ verständlich werden, indem es bei ihrer Wahrnehmung die entsprechenden Eigenbewegungen im Körper wachruft. Diese Verständigungsprozesse gipfeln in der Entwicklung der „gemeinsamen Aufmerksamkeit“ („joint attention“), bei der sich Mutter und Kind etwa mittels Zeigegesten gemeinsam auf ein äußeres Objekt richten – eine Fähigkeit, die sich etwa ab dem 8. Lebensmonat ausschließlich beim Menschen entwickelt. Auf der Nachahmung, der Empathie und der Identifikation mit anderen als verwandten Wesen beruhen schließlich auch alle sozial vermittelten Lernprozesse und damit die kumulative Entfaltung der menschlichen Kultur.10
All diese biologisch angelegten Systeme und Fähigkeiten ergeben offensichtlich nur Sinn, wenn sie als Ausdruck nicht eines naturgegebenen Gewalt- und Kriegszustands, sondern einer primären Sozialität und Kooperativität des Menschen gesehen werden. Nun soll damit die Rolle biologisch angelegter Aggression für die Entstehung des Bösen nicht bestritten werden. Doch die Vorstellung, wonach dem Menschen ein biologisch determinierter Zerstörungsinstinkt zukäme, ist nicht zu belegen. Er hat die Möglichkeit, auf Beeinträchtigungen oder Bedrohungen aggressiv zu reagieren, aber nicht eine vorgegebene Menge, gewissermaßen einen Dampfkessel von aggressiven Energien, dem Ventile verschafft werden müssen.
Ein Mensch, der das Glück hat, in einer förderlichen Umgebung zu leben, in der keine Anreize zu Feindseligkeit und Aggression bestehen, wird keinen seelischen Schaden nehmen, wenn er nie körperliche Gewalt ausübt. Die menschliche Destruktivität ist auch kein tierisches Erbteil. Stünde die menschliche Gewalttätigkeit auf etwa dem gleichen Niveau wie die anderer Säugetiere einschließlich der Primaten, so wäre die menschliche Gesellschaft eine vergleichsweise friedliche Veranstaltung. Die innerartliche Aggression beschränkt sich im Tierreich in der Regel auf ritualisierte, nicht-tödliche Revier- oder Rivalenkämpfe. Zwar gibt es bereits bei den Schimpansen in bestimmten Habitaten Kämpfe zwischen Gruppen bis hin zu regelrechten Genoziden (Jane Goodall 1986). Im Allgemeinen jedoch sind destruktive Aggression, Grausamkeit oder Mordlust gegenüber Artgenossen auch bei Primaten weitgehend unbekannt.
Ebenso entspricht die Theorie eines kriegerischen Urzustands der Menschheit eher der Projektion eines sozialdarwinistischen Menschenbildes in die Vergangenheit. Die ethnologischen Befunde sind hier zwar uneindeutig: Ein Großteil archaischer Kulturen lebt weitgehend friedlich, ein nicht unerheblicher Teil – besonders in kargen, nahrungsarmen Umwelten – aber auch kriegerisch. Dieser Unterschied als solcher wäre jedoch nicht zu erklären, wenn es eine angeborene Destruktionsenergie gäbe.11 Es verhält sich eher umgekehrt: Je zivilisierter der Mensch wurde, also den Naturzustand hinter sich ließ, desto kriegerischer und grausamer wurde er. Krieg ist ein Produkt der Kultur, nicht der Gene.
Der Mensch wird bei generalisierender Anwendung eindimensionaler Theorien simpel entmenscht. Diktaturen – vor allem faschistische – gehen da ganz rigoros und von jeglichem Ethos unbeeinflußt vor:
Nur das eigene Volk zählt und hat Wert – alle anderen Menschen sind minder, Feinde, ja oft nicht einmal menschlich. Schon die alten Griechen hingen diesem reduktionistischen Denken an: Sie nannten alle, die nicht griechisch sprachen, „die Stammelnden" » : barbari. Unser Vorname Barbara kommt davon. Auch die Eskimos nannten sich „Menschen" » – in ihrer Sprache Inuit.
Für die Algonkin-Indianer waren es hingegen bloß „Eskimos"» – die Rohfleischesser, eine Ab-wertung und -würdigung. Der „politisch Korrekte" » spricht daher heute nicht mehr von „Eskimos" » sondern von „Inuit" » ... siehe auch „Zigeuner" » und „Roma und Sinti" » bzw. „Neger" » und ..., sogar „Schwarze" » gilt heute schon als inkorrekt. „Afrikaner" » wäre jedenfalls falsch und eine unzulässige Reduktion, weil in Nordafrika Araber, Berber und Tuareg die Mehrheit bilden und in Südafrika auch Weiße, Xosa („Buschmänner" » – oder „-leute"» ? Man denke an die politisch korrekte Geschlechtsneutralität !)
Jeder Folterer entmenscht sein Opfer. Jeder Killersoldat (z. B. die Marines, die Eliteeinheit der US-Armee) darf in seinem Gegner gar keinen Menschen mehr sehen: Sonst hätte er eventuell Hemmungen, das zu tun, was er tun – muß: Weil es ihm anbefohlen ist. Reduktionismen sind daher immer gefährlich – und auf jeden Fall unethisch!
Dennoch reduziert (!) jede Hierarchie ihre Basis zu bloßen Befehlsempfängern und Vollstreckern bzw. Ausübenden der Zentralidee – & vor allem der Ziele ! – der Hierarchiespitze.
Reduktionismus reduziert das untersuchte Objekt auf ein „Nichts-als" ».
Der Mensch ist nichts als ein biochemischer Mechanismus; der Soldat ist nichts als eine Tötungsmaschine; der Beamte ist nichts als ein Befehlsempfänger; die Rohstoffe sind nichts als Ressourcen, deren wir uns bedienen; der Staatsbürger ist nichts als ein Steuerzahler (Benjamin Franklin: » nichts ist so sicher wie der Tod und die Steuern » ) Wähler, Werbeziel, Medienkonsument, Pensionseinzahler, Verkehrsteilnehmer, Steuersünder, Verkehrssünder usw. etc. pp.
Damit wir Kriege führen können, müssen vielmehr andere biologische Dispositionen, die wir als Aggressionshemmung, Empathie und Mitleid erfahren, ausgeschaltet werden, nämlich einerseits über Indoktrination, andererseits durch die Entwicklung von schnell tötenden Waffen.
Keine andere Spezies vernichtet dann allerdings den eigenen Artgenossen so grausam und kaltblütig, unter Wegfall jeder Tötungshemmung, wie der Mensch.
Seine einzigartige Destruktivität ist offenbar auf Faktoren zurückzuführen, durch die er sich von seinen tierischen Vorfahren gerade unterscheidet. Woher also stammen diese destruktiven Kräfte, wenn sie nicht seiner biologisch determinierten Triebnatur zuzuschreiben sind?
Zur Genealogie des "Bösen" wenden wir uns, um einer Antwort näher zu kommen, zunächst der Genesis - Erzählung vom sog. "Sündenfall" zu, die wir auch als eine implizite Anthropologie verstehen können. – Mit dem Hinweis auf den Baum der Erkenntnis führt "Gott" einen Unterschied in die Welt ein, den zwischen "Gut" und "Böse". Das geschieht durch das Verbot selbst, durch die Negation. „Durch das Verbot kommt eine geistige Wirklichkeit in die Welt“, wie Safranski schreibt12; nun gibt es das Sein und das Sollen. Hier müssen wir uns die zentrale Bedeutung der Verneinung für die frühkindliche Entwicklung deutlich machen. Die Verbotsgeste der Eltern ist die erste Verneinung, die das Kind erfährt.
Das „Nein“ setzt der Spontaneität, der „Unschuld“ seiner primären Regungen und Triebe eine symbolische Grenze entgegen. Das Kind soll einem Impuls zum Verlockenden hin Einhalt gebieten, also sich selbst widersprechen. Mit der nun folgenden Aneignung und Verinnerlichung des elterlichen Verbots im 2. Lebensjahr übernimmt das Kind daher eine Gegen- oder Außenperspektive auf sich selbst.13 Es sagt „Nein“ zu sich – man kann das im kindlichen Spiel oft direkt beobachten – und nimmt so, mit einem Begriff Plessners, eine „exzentrische Position“ zu sich selbst ein.14 Der Widerspruch, die Verneinung bringt die Selbstwahrnehmung aus der Sicht der Anderen hervor, das Selbstverhältnis oder Selbstbewusstsein. Das Kind ist nicht mehr die reine Mitte seiner Welt, es hat die primäre Einheit seines Seins verloren.
Doch die dafür neu erlangte, exzentrische Position ist keine starre, sondern eine ambivalente und damit eine freie. Sie impliziert immer auch die Möglichkeit, zum Verbot selbst „nein“ zu sagen. Ja der eigene Wille, die Widersetzlichkeit des Kindes gegenüber dem Verbot, wie sie sich ja zur Genüge zeigt, ist sogar die Voraussetzung dafür, sich selbst nicht bloß als willenloses Geschöpf der Eltern, sondern als mit Freiheit begabtes Eigenwesen zu erfahren. Von einem Eigenwillen kann man erst sprechen, wenn der Wille und die Perspektive der Anderen als solche erfasst und negiert werden können.
Um die Freiheit der Wahl zu erlangen, musste der Mensch also die Unschuld des bloßen Seins verlieren zugunsten der Möglichkeit des Eigenwillens und damit der Möglichkeit zum Bösen. Die Faszination, die das Böse ausübt, besteht in der stets latent gegebenen Möglichkeit dieser Grenzüberschreitung. Dazu tritt nun in der Erzählung vom Sündenfall noch ein anderes spezifisch menschliches und geistiges Vermögen, nämlich die Vorstellungskraft oder Phantasie: Der Baum des Paradieses ist ja nicht so verlockend, weil er schöne rote Äpfel trägt, sondern weil er die Aussicht auf eine gottgleiche Erkenntnis eröffnet, ja auf ein „Sein wie Gott“ selbst. Das heißt, die Wünsche des Menschen sind nicht mehr auf die Befriedigung seiner unmittelbar leiblichen Bedürfnisse beschränkt, sondern können mit der Offenheit seiner Vorstellungskraft ins potenziell Grenzenlose wachsen.
Der Mensch hat einen Überschuss an Bedürfnissen, weil seine Triebe nicht mehr fest an bestimmte Auslösern und Befriedigungen gekoppelt sind. Diese Instinkt- oder Triebentkoppelung bedingt den grundlegenden Antriebsüberschuss des Menschen, seine unstillbare Ungenügsamkeit, seinen grenzenlosen Seinshunger, von dem alle Religionen der Menschheit sprechen. Die Triebentkoppelung manifestiert sich im Auftreten immer neuer Bedürfnisse, in Enthemmungsphänomenen und neuen Triebverbindungen wie dem Fetischismus oder Sadismus, und schließlich in den narzisstischen Wünschen nach Selbsterhöhung und "gottgleicher" Allmacht. Hier liegt, wie wir noch sehen werden, eine der maßgeblichen Wurzeln menschlicher Destruktivität.
Zwei weitere Grunderfahrungen sind nun in der Paradieserzählung mit dem "Sündenfall" verknüpft, die Nacktheit und die Sterblichkeit. Dem Sollen, dem Verbot ist ein Werturteil inhärent: Diese Handlung ist „schlecht“, „unerwünscht“, „böse“. Übertritt das Kind das Verbot, so zieht dies in der Regel eine Abwertung oder Verurteilung nach sich, die dem eigenen Verhalten gilt und damit auch dem eigenen Leib; ihr Ausdruck ist die Scham, die sich ebenfalls im 2. Lebensjahr entwickelt. In der Scham sieht sich das Kind mit dem Blick der Anderen, es ist nicht mehr in seinem Leib geborgen, sondern den Anderen ausgesetzt und zugleich von ihnen bewertet. Mit Nacktheit und Scham beginnen Selbstbewusstheit und Moral.
Im Jüdisch - Christlichen Glauben "gehen Adam und Eva die Augen auf", wie es in der Genesis heißt, und sie erkennen sich in ihrer Blöße, die sie nun vor Gott, gewissermaßen dem Blick des allgemeinen Anderen, verbergen. Adam versteckt sich schamvoll vor dem Blick Gottes, so wie später Kain, der "erste Mörder". Dass schließlich mit dem Essen vom Baum der Erkenntnis im Genesis - Mythos auch das Bewusstsein der Sterblichkeit einhergeht, vollendet die Erfahrungen der Beschämung, Begrenzung und Endlichkeit, die mit der Vertreibung aus dem Paradies verbunden sind.
Anthropologisch gesehen entsprechen sie dem Erlangen der exzentrischen Position, d.h. der Fähigkeit, sich selbst aus einer allgemeinen Perspektive und damit zugleich in seiner Begrenztheit zu sehen.
Moralische Bewertung, Beschämung und Schuld spielen nun eine zentrale Rolle für die Entwicklung des kindlichen Selbstwertempfindens. Stehen im ersten Lebensjahr noch die unmittelbaren Bedürfnisse nach Nähe, Versorgung und Geborgenheit in der Mutter-Kind-Dyade im Vordergrund, so geht es dem Kind ab dem 2. Lebensjahr zunehmend um die Anerkennung und Wertschätzung durch die Anderen. Mangelnde Bestätigung, etwaige Zurücksetzungen in der Geschwisterkonkurrenz, Neid, Demütigung und unverwundener Groll, also das Ressentiment als eine nachhaltige Kränkung des empfindlichen Selbstwerterlebens können dann zu maßgeblichen Motiven menschlicher Aggression und Destruktivität werden. Die erlittene Kränkung, Entwertung oder „Nichtung“ wird dann gleichsam auf die Anderen zurückgeworfen. Dafür steht im Genesis - Mythos der zweite Sündenfall, nämlich die Ermordung Abels:
Kains Opfer wird von "Gott" ohne Begründung zurückgewiesen; das heißt, die Anerkennung wird ihm verweigert. „Da überlief es Kain ganz heiß, und sein Blick senkte sich.“ Hier ist die Kränkung, die Schmach, die Wut spürbar, die auf Ausgleich und Rache drängt.
Glauben und Mythos verwenden ausschließlich anthropomorphe Bilder!, in denen die menschliche Gestalt in Form von Göttern, Dämonen (Engeln) wiederkehrt (!).
"Gott" macht nun Kain auf seine finsteren Absichten aufmerksam: „An der Tür lauert die "Sünde" als Dämon; auf dich hat er es abgesehen, doch du werde Herr über ihn!“ Der Dämon steht also an der Schwelle, doch ihn einzulassen oder ihm die Tür zu weisen, ist Sache des Menschen selbst. Er kann dem Impuls zur bösen Tat nachgeben oder ihn beherrschen. Kain jedoch lockt Abel auf das Feld, um ihn dort zu erschlagen.
Abb.1 Rembrandt van Rijn: Kain erschlägt Abel. Federzeichnung, um 1650. Kopenhagen, Kobberstiksamling
Damit haben wir nicht nur eine archetypische Konstellation für die Entstehung des Bösen vor uns, sondern auch für seine Diagnose. Würde nämlich ein forensisch-psychiatrischer Gutachter nach der Schuldfähigkeit Kains befragt, so würde er zwar zunächst die Geschwisterkonkurrenz, das Kränkungserlebnis und den massiven Affekt der Wut und Rachsucht hervorheben, der bei Kain nach der Vorgeschichte als Tatmotiv durchaus nachvollziehbar sei. Doch dann würde er darauf verweisen, dass sich in Kain vor der Tat offenbar ein innerer Dialog abgespielt habe, sei es mit "Gott" oder auch mit seinem Gewissen (beide gewissermaßen Vertreter des „allgemeinen Anderen“);
dass Kain also das Unrecht seiner Absichten durchaus erkannt und insofern über das verfügt habe, was in der Fachsprache Einsichtsfähigkeit genannt wird: die Fähigkeit, den Überstieg in eine Außenperspektive zu vollziehen und sich auf einen allgemeinen Standpunkt zu stellen. Weiter würde der Gutachter ausführen, dass Kain nicht unmittelbar aus blinder Wut, sondern vielmehr überlegt und planmäßig gehandelt habe, indem er Abel zuerst auf das Feld lockte, um ihn dort zu töten, dass er also auch über die zweite hier maßgebliche Fähigkeit, die sogenannte Steuerungsfähigkeit verfügte. Ja indem er dabei die Arglosigkeit Abels ausnützte, sei im Übrigen auch das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt. Kurzum: Aus forensisch-psychiatrischer Sicht wäre Kain ohne Zweifel uneingeschränkt schuldfähig und hätte seine Tat voll und ganz zu verantworten, auch wenn sie ersichtlich unter der Wirkung eines massiven zur Tat drängenden Affektes geschah.
Aus dieser Analyse gewinnen wir ein zentrales Ergebnis: Weder die Kränkung und der Zorn Kains als Motiv der bösen Tat noch der innere Dialog, aus dem heraus er sich zu dieser Tat entschied, lassen sich auf biologische Anlagen oder eine angeborene Destruktivität zurückführen. Denn sowohl das Motiv wie die Entscheidung setzen eine spezifisch menschliche Sozialisation voraus. In ihr wird erst die exzentrische Position erreicht, die (1) so etwas wie eine Kränkung überhaupt erleben lässt – nämlich als Verletzung des Gerechtigkeitsempfindens, das bereits eine Idee des gleichen Rechts für alle voraussetzt; und die (2) das "Böse" als Handlung gegen das "Gute", gegen den Allgemeinwillen erst möglich macht.
Wer sich für eine böse Tat entscheidet, kann dies nur durch die Negation eines allgemeinen Standpunktes, den er bereits einzunehmen in der Lage ist. Anderenfalls besäße er kein Einsichtsvermögen und wäre als schuldunfähig einzustufen. Selbst wenn wir aber annehmen, Kain sei von seinen biologischen Anlagen her ein Mensch von besonders jähzornigem Temperament gewesen – sein Brudermord wäre gleichwohl nicht durch Jähzorn oder einen anderen Affekt zwangsläufig herbeigeführt worden, denn Kain war in der Lage, zu seinen primären Impulsen Stellung zu nehmen, sie hemmen oder zu bejahen, verfügte also über hinreichende Steuerungsfähigkeit.15
Zwischenbilanz
Nun ist es an der Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Anhand des Genesis - Mythos und der frühkindlichen Entwicklung, haben wir zentrale anthropologische Strukturen und Motive analysiert, die der Möglichkeit menschlicher Destruktivität zugrunde liegen. Mit dem Bewusstsein seiner selbst hat der Mensch die Zentralität verloren, die die tierische Existenz kennzeichnet; er ist in eine exzentrische Position zu sich selbst geraten. Damit einher geht die Entkoppelung der Triebe von fixierten Zielobjekten; die Eröffnung des Raums der Phantasie und damit der potenziell unbegrenzten, maßlosen Wünsche; der Kampf um die Anerkennung durch die anderen; die grundlegende Labilität des Selbstwerts und das narzisstische Streben nach Erfolg, Ehre und Macht, um so den chronischen Selbstwertmangel, die zuinnerst empfundene eigene Nichtigkeit zu kompensieren.
Diese tiefe Widersprüchlichkeit der menschlichen Existenz, ihr „Seinsmangel“, von dem Sartre gesprochen hat, entstammt nicht einer biologischen, sondern einer geistigen Struktur, die sich, wie wir sahen, vor allem in der Negation manifestiert. In Mephistos Selbstcharakteristik als „Geist, der stets verneint“ zeigt sich an, dass das Böse mit einer fixierten, nicht durch die Liebe aufgehobenen Negation zu tun hat. Aus seiner Mitte herausgefallen, steht es dem Menschen frei, den Anspruch des Anderen als berechtigt anzuerkennen und zu respektieren, oder aber die „recurvatio in se ipsum“ zu vollziehen, gegen bessere Einsicht auf seinem primären Eigeninteresse zu bestehen und es ohne Rücksicht auf die Anderen durchzusetzen, um wieder der beherrschende und genießende Mittelpunkt der Welt zu werden.
Das "Böse" ist in diesem Sinne das Rücksichtslose.16 Doch es impliziert immer eine bewusste Verneinung oder Missachtung des Anspruchs der Anderen, kann also nie mehr einfach zur Natur, zur Unschuld des bloßen Primärtriebs zurückkehren. Das Böse ist die Konsequenz der exzentrischen Position und damit der menschlichen Freiheit, und es kann diese einmal erlangte Position nicht rückgängig machen, sondern nur willentlich das mit ihr verbundene Wissen um das Gute oder Gebotene ignorieren. Wir wollen nun nicht im Einzelnen die potenziell destruktiven Trieb- und Charakterverbindungen darstellen, die sich aus dieser Gesamtkonstellation entwickeln und die Menschen in besonderer Weise zu bösartigen Handlungen veranlassen können – etwa der destruktive Narzissmus, der Sadismus, die Perversionen oder die Dissozialität.17 In verschiedener Weise erfolgt dabei eine psychische Fehlentwicklung, die die primär auf Beziehung, Empathie, wechselseitige Anerkennung und Rücksicht angelegte Struktur der menschlichen Psyche umschlagen lässt in Machtgier, Rachsucht, Grausamkeit, sogar in Lust an der Zerstörung.
Das Böse hat in der Regel eine lange, oft über Generationen zurückreichende Vorgeschichte. Emotionale Kälte, Versagungen, Demütigungen und familiäre Gewalt, die chronisch auf ein von Natur aus sensibles Kind einwirken, können seine Anlagen zum Guten verkrüppeln und in Destruktivität verkehren. Mitunter entwickeln sich die psychischen Voraussetzungen zum Bösen jedoch auch schleichend, ohne greifbare äußere Traumatisierung, aus einem allmählichen Rückzug aus der gemeinsamen Welt und einer zunehmenden Verzweiflung am eigenen Selbstwert heraus. Dafür wollen wir ein Beispiel näher betrachten.
Eine Kasuistik
Kehren wir dazu noch einmal zu der eingangs geschilderten Tat zurück.18 – Ihre unmittelbare Vorgeschichte ist rasch berichtet. An dem fraglichen Tag essen Felix und sein Freund Torben mit Felix’ Eltern zu Abend, und nichts deutet auf das bevorstehende Blutbad hin. Doch beim anschließenden Küchendienst nehmen die beiden heimlich sechs Messer mit, die späteren Tatwaffen. Dann ziehen sie sich in Felix’ Zimmer zurück, um ein Video anzusehen. Es ist der Film „Final Fantasy VII“, eine computeranimierte Saga vom Kampf übermenschlicher Heroen mit den Mächten des Bösen. Drogen oder Alkohol konsumieren die beiden nicht. Daraufhin nehmen sie ihre Messer und brechen auf. Unterwegs überreden sie eine 15-jährige Freundin, sie zu begleiten, und kündigen ihr an: „Du wirst heute noch Leichen sehen.“ Dann gehen sie zu dem Haus des Ehepaars in der Nachbarschaft, wo Felix mit dem Codewort „Reno“ und dem Befehl „Auf die Knie!“, beides aus „Final Fantasy“ entnommen, das Signal zur Tat gibt, die mit dem Tod zweier Menschen endet.
Felix galt bis dahin als ein freundlicher, wohlerzogener Gymnasiast aus einer intakten vierköpfigen Familie, der Vater ist ein engagierter Betriebsratsvorsitzender bei einer großen Wochenzeitung, die Mutter Marionettenspielerin. Von Anfang an, so berichten sie später, war Felix, ein überdurchschnittlich intelligenter, aber schüchterner und scheuer Junge, ein Außenseiter in den Mecklenburger Kindergärten gewesen, als Westkind und Weichei verschrien. Auch später in der Schule blieb er für sich, schämte sich oft seiner nicht auf äußere Statussymbole Wert legenden Eltern, und litt jahrelang darunter, dass er einmal als "hässlichster Junge der Klasse" tituliert wurde.
Mit 13 Jahren ließ er sich seine abstehenden Ohren operieren, empfand sich danach aber erst recht als „verkrüppelt“. Zu den vielfältigen Kränkungen, die er meist für sich behielt, und zu den tief sitzenden Scham- und Minderwertigkeitsgefühlen trat allmählich eine zunehmende Hypochondrie, Angst vor BSE, Alzheimer oder anderen tödlichen Krankheiten, Sorgen um die Zukunft der Erdatmosphäre, Weltschmerz und Verzweiflung am Schicksal der Menschheit. All dies brachte ihm in der Familie den Spitznamen "Katastrophulus" ein. Es entwickelten sich Zwangsgedanken und –handlungen, die das befürchtete Unglück bannen sollten und Felix schließlich auch in psychologische Behandlung führten, allerdings ohne Erfolg.
Die Tagebücher, die die Eltern nach der Tat auffinden, enthüllen den Weg, den Felix’ innere Entwicklung stattdessen nahm. In den zwei Jahren vor der Tat finden sich zunehmend hasserfüllte Einträge, Todeslisten und Anspielungen auf geplante Gewalttaten und Amokläufe. Unter dem Titel „Opus Magnum“ plant er die Hinrichtung seiner ganzen Klasse. Dann wieder verzweifelt Felix an seiner Einsamkeit, an der Sinnlosigkeit seiner Existenz, er sehnt sich nach Liebe und körperlicher Nähe und bleibt doch gefangen in den eigenen Hemmungen, im Selbsthass. Weiter finden sich Blätter mit Zeichnungen von zerstörerischen Monstern und Drachen. Unter dem Titel „Die Rettung der Welt“ spinnt er globale Vernichtungsphantasien, verteilt als Weltenherrscher Atombomben über die Erdkugel. Sein Ziel ist die Ausrottung der „Untermenschen“, der Schwachen, der Dummen, der Verlierer. Er entwirft neue Staaten, ganze Kontinente sollen in Schutt und Asche gelegt werden und durch DNA-Manipulation neue Menschen entstehen – gestylte, kraftstrotzende Kämpfer, die niemals krank werden, Helden wie die computeranimierten Muskelmänner aus „Final Fantasy VII“.
Offensichtlich fand Felix ein verhängnisvolles Mittel gegen die ihn überschwemmenden Ohnmachtgefühle, nämlich die Bewährung in einer Welt der Heldensagas, Horrorfilme und Computerspiele, in der Welt des Bösen. In Egoshooter-Spielen wie „Doom“ oder „Prey“, die er sich beschaffte, entfaltet sich das ganze Grauen einer vom Guten verlassenen Welt:
Als Spieler von „Prey“ bin ich von Außerirdischen auf ein Raumschiff verschleppt worden. Vor meinen Augen werden dort um ihr Leben wimmernde Menschen von einer Vernichtungsmaschine aufgespießt und zerquetscht, wahnsinnige kleine Kinder zerfetzen einander. Ich selbst hacke mit meiner blutverschmierten rechten Hand auf alles ein, was sich rührt. Meine Gegner zerplatzen, die Organe treten aus. Auch hilflos umherirrenden Menschen, die den Außerirdischen entkommen sind, vor Angst halb verrückt, zertrümmere ich mit einem Schraubenschlüssel den Schädel. „Ist besser für Dich“, lässt der Computer mich sagen; sie sind schwach, menschlicher Müll, den man besser beseitigt.19
Der Konsum von Gewaltvideos ist freilich nicht die Ursache für ein Gewaltverbrechen. Doch können ich-schwache Jugendliche sich selbst mit ihrer Hilfe als Helden und Kämpfer stilisieren und so eine grandiose Ersatzidentität annehmen. In den Video-Spielen stählte Felix seine Härte und Aggressivität, bezwang er seine Furchtsamkeit. Im Verlauf einer unheimlichen Verpuppung verwandelte er sich aus einem ängstlichen Hypochonder in einen Amokläufer. Zur gleichen Zeit verteilte er draußen noch Flugblätter gegen Nazis, verteidigte einen Schüler gegen randalierende Skinheads – es war der gleiche Schüler, dessen Eltern er später erstach – und entwarf mit seinem Vater einen Selbsthilfeleitfaden für Hartz-IV-Empfänger.
Doch das Gute, das ihm seine Eltern vorlebten, und das er zu realisieren versuchte, war zu schwach, es vermochte ihn nicht vor den vernichtenden Gefühlen der Scham, Insuffizienz und Wertlosigkeit zu schützen. Das Starke war für ihn das Böse. Seine Opfer habe es getroffen, weil sie schwach seien, so begründet er später seine willkürliche Auswahl. So erinnert seine innere Entwicklung in fataler Weise an einen Satz des jüdischen Religionsphilosophen Hermann Cohen: „Der Glaube an die Macht des Bösen, ist selbst die Wurzel des Bösen im Menschen.“ 20 Dieser Glaube ist zugleich die Verzweiflung am eigenen Gutsein und am Guten in der Welt.
Nicht zufällig erkennen wir in Felix’ Phantasien von der Weltzerstörung und Neuzüchtung des Menschen Elemente der nationalsozialistischen Ideologie wieder (die er freilich heftig ablehnte): die Beseitigung alles Schwachen, Krankhaften, Minderwertigen; der Sieg des Herren- über den Untermenschen; die Umwandlung von Ohnmacht in Allmacht. Auch Hitler war ja „vom Hass auf eine Welt getrieben, in der er seinen Platz nicht fand.“ 21 Seine außergewöhnliche Destruktivität entwickelte sich aus dem Ressentiment des bürgerlich Gescheiterten, der angesichts seines eigenen Versagens ebenso wie der nationalen Niederlage der Deutschen sein narzisstisches Gleichgewicht nur aufrechterhalten konnte durch die Projektion der Schuld auf den Universalfeind, das Judentum. Freilich gelang es ihm, anders als den meisten Amokläufern, sein persönliches paranoides und größenwahnsinniges System in ein kollektives zu verwandeln.
Doch auch Felix, so seine späteren Aussagen, wollte mit der Tat ein „Fanal“ setzen und den Deutschen als grausamer Mörder in Erinnerung bleiben. Unmittelbar nach der Tat prahlte er vor seinem Freund, wie leicht es doch gewesen sei, einen Menschen zu töten. Es ist der Rausch der Macht, sich über alle Grenzen hinwegzusetzen, und jemanden töten zu können erscheint als die größte vorstellbare, "gottgleiche Macht". So galten die unzähligen Messerstiche nicht den Opfern, sondern der tief im eigenen Bewusstsein wohnenden Überzeugung, ein Nichts zu sein.
Die empfundene Dürftigkeit, Endlichkeit und Nichtigkeit ein für alle Mal zu überwinden, ein unsterbliches Werk, ein „Opus magnum“ zu vollbringen durch die unbegrenzte Macht über andere, das war der Kern seiner Tat. Und nur wenig fehlte daran, dass Felix danach seinem Leben selbst ein Ende setzte, wie dies zum Wesen des Amoklaufs gehört. Indem das Böse, so schreibt Jaspers, sich gegen das Allgemeine auflehnt und „...das Eigendasein in seiner Nichtigkeit will, ist es der Wille zum Nichts. Es ist nur zu erhellen als der Widerspruch: in voller Klarheit das Nichts zu wollen; in der Leidenschaft des Vernichtens von Anderem sich selbst vernichten zu wollen; ein Ziel zu verfolgen, das erreicht, sogleich verloren ist. Der böse Wille ist unbegreiflich ...“ 22
Am 12. Juli 2007 wurden beide Jugendliche wegen Doppelmordes zu 9,5 Jahren Haft verurteilt, knapp unter der Höchststrafe von 10 Jahren. Sie waren von den Psychiatern für uneingeschränkt schuldfähig befunden worden.
Ausblick
Wir haben an einem individuellen Fall verfolgt, wie die in dem Genesis - Mythos geschilderten anthropologischen Grundbedingungen in eine destruktive psychische ( " seelische " ) Entwicklung münden können, die dann in der Gewalttat typischerweise plötzlich und unerwartet zutage tritt. Die Motive des Bösen haben dabei ihre Wurzel in der Grundsituation der Negation, nämlich in Erfahrungen der eigenen Begrenzung, Isolation, Entwertung und Nichtigkeit – Erfahrungen, die nicht durch Angenommensein, Lieben und geliebt werden überwunden werden können, und die schließlich zur Verzweiflung am Guten führen. Am Ende sieht sich der künftige Täter als hoffnungslos gescheiterten Außenseiter in einer feindlichen Welt. Indem er sich gegen diese Grunderfahrung auflehnt, verschreibt er sich gleichsam der Macht des Bösen, die ihm den Sieg über seine Nichtigkeit verspricht; weil er kein Erbarmen findet, wird er selbst erbarmungslos. In dieser verzweifelten Auflehnung wird sein Wollen selbst zur Negation, zur Zerstörung von Anderem und Anderen, und es mündet in seiner äußersten Realisierung schließlich in die Selbstvernichtung.
Mit dieser Analyse eines für Amokläufe typischen Verlaufs soll das Böse keineswegs auf rein individuelle Fehlentwicklungen zurückgeführt werden. Für das Ausmaß und die historische Zunahme menschlicher Destruktivität ist im Gegenteil die Entwicklung der Zivilisation eine maßgebliche Voraussetzung, insofern sie die Ansprüche und Glückserwartungen des Menschen, zugleich aber auch seine technischen und organisatorischen Destruktionspotenziale fortwährend gesteigert hat.
Hannah Arendt hat mit ihrem Begriff der „Banalität des Bösen“ deutlich gemacht, dass ein Massenmörder wie Eichmann in einem bürokratisch-industriell organisierten Vernichtungssystem keineswegs eine psychopathische Persönlichkeit aufweisen musste. Das zutiefst Beunruhigende an der Person Eichmanns, so schrieb Arendt, sei doch gerade, dass er wie viele andere Funktionsträger des Nazi-Systems weder pervers noch sadistisch, sondern erschreckend normal gewesen sei.23 Doch gerade dies bestätigt uns nur, dass der letztlich entscheidende Ort des sog. "Bösen" (es gibt einfach nur Taten) eben nicht in der Triebschicht liegt, wie viel sie auch immer dazu beiträgt, sondern im Bereich des Ich – dort, wo sich die Alternativen zeigen, wo die Abwägung von Recht und Unrecht erfolgt, und wo die Entscheidung über das eigene Handeln gefällt wird.
Der Psychiater hat daher eine doppelte und an sich zwiespältige Aufgabe: Er muss einerseits versuchen, die Entwicklung einer destruktiven Charakterstruktur zu verstehen und die Entstehungsbedingungen eines Verbrechens möglichst nachvollziehbar zu beschreiben. Und doch darf er sich auf der anderen Seite nicht dazu verleiten lassen, die begangene Tat zur zwangsläufigen Folge der von ihm dargestellten Entwicklung zu erklären, statt sie genau auf ihre Freiheitsgrade hin zu untersuchen.
Das "Böse" ist nicht dadurch erklärt, dass seine Vorbedingungen und Voraussetzungen noch so vollständig beschrieben werden – das Moment der Freiheit, der Wahl, das es entscheidend ausmacht, entzieht sich sowohl biologischen wie psychologischen oder soziologischen Erklärungen. Wer "Böses" erfahren hat, muss nicht "Böses" tun. Die überwiegende Mehrheit der Opfer von Vernachlässigung, Demütigung, Missbrauch und Gewalt begeht keine Straftaten, auch wenn sie ihre Erfahrungen (Impressionen) oft ungewollt als Bedingungen weitergeben, die wiederum zur Hypothek für ihre Kinder oder Enkel werden. 24
Der verstehende Nachvollzug der Entwicklungsgeschichte eines Täters muss also keineswegs zur Befreiung von Verantwortung führen, denn es besteht keine zwingende Kausalbeziehung zwischen biographischen Beeinträchtigungen und Straffälligkeit. Erst indem sich das böse Wollen selbst bejaht, realisieren sich die an sich noch nicht bösen destruktiven Tendenzen. Dieser Wille zur Tat, der böse Wille selbst, lässt sich nicht vollständig auf biologische Anlagen, Umweltbedingungen und charakterliche Entwicklungen zurückführen. Er hat seine Grundlage in der Entwicklung jedes Menschen zu einem Wesen, das sich aus der Sicht der Anderen zu sehen vermag, und das so zugleich in jenes Verhältnis zu sich selbst gelangt, das wir als Freiheit bezeichnen.
Der Begriff des "Bösen" steht und fällt also mit der Voraussetzung der Willens- und Entscheidungsfreiheit. Wo keine Freiheit ist, da gibt es Übel, Nachteiliges, Zerstörerisches, aber nichts Böses. Mit der Bestreitung unserer Freiheit, wie sie von Proponenten der Hirnforschung gegenwärtig vorgetragen wird, wäre das Böse bewältigt, indem es einfach aus der Welt geschafft wäre.25 Die angebliche Determiniertheit allen Verhaltens durch neuronale Mechanismen endet dann in der Generalabsolution für jegliche Verbrechen.
Jeder Täter wäre dann so unzurechnungsfähig wie ein natürlicher Wirbelsturm oder ein Kampfhund – nicht mehr Urheber einer schuldhaften Tat, sondern nur Ursache eines unerwünschten Verhaltens, das man unterbindet, so wie man den Kampfhund ausschaltet. An die Stelle der Schuldzuweisung tritt die Diagnose einer neurologischen oder psychiatrischen Auffälligkeit, und die Richter werden durch medizinische Experten ersetzt, die die Determinanten kriminellen Verhaltens berechnen und beurteilen, welche Therapie- oder Umerziehungsmaßnahme die geeignete ist. 26
Der Determinismus scheint entlastend, ja human zu sein. Tatsächlich muss diese Unterbestimmung des Menschen aber in der Konsequenz zu einer medizinischen Behandlung von Straftätern führen, und zur prophylaktischen Sicherung statt Strafe, und sei es ein Leben lang. In seinem 1971 erschienenen Buch „Jenseits von Freiheit und Würde“ hat der Verhaltenspsychologe Burrhus Frederick Skinner eine Gesellschaft auf der Grundlage dieses Menschenbildes entworfen.27 Darin wandte er sich vehement gegen die "vorwissenschaftliche Vorstellung" des autonomen Menschen: Freiheit, Schuld, Recht und Würde seien Reste eines moralisierenden, antiquierten Menschenbildes. Sie sollten durch eine rationale gesellschaftliche Konditionierung des Menschen mittels einer wissenschaftlich fundierten Verhaltenstechnologie ersetzt werden. Eine reduktionistisch verstandene Neurobiologie, könnte ein solches Menschenbild heute noch zusätzlich stützen.
Doch dass alle unsere Entscheidungen und Handlungen auf einer materiell fassbaren Grundlage erfolgen, besagt noch nichts darüber, ob es freie oder unfreie Handlungen sind. Störungen der Empathiefähigkeit, wie sie bei soziopathischen Gewalttätern inzwischen auch neurobiologisch nachweisbar sind, können ein Faktor sein, der zu Delinquenz beiträgt, sie machen aber noch niemand zu einem unfreien Triebwesen. Wir sind dann und solange strafrechtlich verantwortlich, als wir imstande sind, unsere Entscheidungen von Erwägungen abhängig zu machen und unsere Wünsche oder Impulse aus einer Außenperspektive kritisch zu bewerten.
Diese Verantwortung ist in der Tat, wie Skinner schreibt, ein essenzieller Bestandteil unserer Würde als Personen. Zur Würde des Täters gehört daher auch sein Recht auf eine angemessene Strafe. Die bürgerliche Gesellschaft, so schreibt der forensische Psychiater Hans-Ludwig Kröber, anerkennt und achtet den Verurteilten durch die Strafe als einen der Ihren.28 Dies gilt auch und gerade dann, wenn die Tat wie bei dem jungen Felix auf eine Vorgeschichte zurückgeht, in der die Täter oft verzweifelt und vergeblich um ihre Anerkennung und Selbstachtung gekämpft haben. Wir sollten ihnen diese Anerkennung nicht verweigern, indem wir sie zu willenlosen Agenten ihrer Gene oder Gehirne erklären.
Die nackte Konkurrenz:
unsere ganze Erziehung inklusive unseres Schulsystems läuft nur auf eines hinaus: Besser zu sein als der andere. Jedermann sei zu konkurrieren. Es gilt die Devise des Gegeneinanders anstatt des Miteinanders – der Stärkere gewinnt. Durchsetzen ist alles!
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Das wird auch gelehrt: vom Kindergarten bis zur Doktorwürde. Angefangen vom Gymnasium (Jahreszeugnisse) bis zu den Rigorosen (Rigorosum) und allen vorhergegangenen Prüfungen muß man lauter „Sehr gut» haben. Ein solcherart Ausgezeichneter (freilich durch eigenen Fleiß erreicht!) hat(te) – heute nicht mehr! – jederzeit Zutritt zum Präsidenten der Bundesrepublik Deutschlands bzw. und jede Menge Privilegien und Ansprüche, Diäten usw..... Wohlerworben! Erstrebenswert?
Siegen ist wichtig geworden, das Dabeisein allein (olympisches Ideal in der Antike) genügt längst nicht mehr. Der deutsche Jesuit und Sozialethiker Friedhelm Hengsbach (geb. 1937) schreibt in seinem Buch „Abschied von der Konkurrenzgesellschaft – Für eine neue Ethik in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft» (München 1995), daß das krankhafte Konkurrenzfieber von einer Kombination aus Wettstreit und Zusammenspiel abgelöst werden müsse.
Der deutsch-amerikanische Soziologe Amitai Etzioni (geb. 1929) fordert gar eine Moral des Ich und Wir. Das Selbst des Individuums müsse dahingehend entwickelt werden, daß es fähig sei, sich zum Du und zum Wir hin zu öffnen. Etzioni steigt damit in die Fußstapfen von Erich Fromm, der bereits in seinem Weltbestseller „Die Kunst des Liebens » klargemacht hatte, daß man erst sich selbst lieben lernen müsse, um fähig zu sein, auch andere in ihrem Sosein akzeptieren zu können. Gelänge das, wäre es leichter, Humanität und Solidarität zu fördern.
Der berühmte Tübinger Theologe Hans Küng (geb. 1928), vom Vatikan aufgrund seiner zutiefst christlichen, aber nicht romhörigen Haltung längst mit dem kirchlichen Lehrverbot belegt, verlangt in seinem Buch „Projekt Weltethos» (München 1990) eine Ethik der Verantwortung anstatt einer kruden Erfolgsethik und fordert die Befolgung des kategorischen Imperativs, den lange vor Immanuel Kant schon Moses, Buddha und Jesus gelehrt hatten.
Man vergleiche in diesem Zusammenhang den Kant´schen kategorischen Imperativ mit der Bergpredigt Jesu, die Liebe zu allem Lebendigen im Buddhismus und die diesbezüglichen Hinweise in den fünf Büchern Mose: Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium.
Die Forderung nach ethischem Verhalten ist also beileibe nicht neu – und neu ist auch nicht, daß die ethischen Normen nicht befolgt werden. Nichts Neues also unter der Sonne?
Mag sein. Nur hat das Nicht-Einhalten der primitivsten Verhaltensregeln für das Zusammenleben der Menschen, des Dekaloges nämlich, im Zeitalter von Nuklearwaffen, der Globalisierung und der Finanzkrise ungleich gefährlichere Folgen als früher in den Zeiten der Stadtstaaten und Fürstentümer, deren Grenzen nicht einmal gezogen waren: diese richteten sich damals simpel nach dem Einflußbereich des Machthabers. Paßkontrollen gab es keine ...
Heute reicht die Macht des mächtigsten Mannes der Welt – Joe Biden – über die ganze Welt! Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns (Trademark G. W. Bush! Sie wurde weder von Barack Obama noch von Trump widerrufen! ), ist keine leere Drohung aus einem billigen Western (made in USA) mehr, sondern die offizielle Devise des Erfinders der „Achse des Bösen" » abermals Trademark George Herbert WALKER Bush (war CIA Chef 1977 bis 1978 & US - Präsident 1988 bis 1993) & George WALKER Bush – und/oder deren repräsentierten „Schmieds » , der al Kaida bzw. Osama bin Laden durch die CIA.
Warum wohl ist Osama bin Laden solange nicht „gefunden" » worden?. Warum konnte der serbische General Ratko Mladic des ehemaligen Jugoslawiens (genauer: der Armee der Republik Srpska) solange nicht zur Verantwortung gezogen werden? Warum war er seit 1995 „unauffindbar" »: in einem jener Länder, die – heute unter dem Namen „Serbien" » oder „Bosnien und Herzegowina" » oder ??? – unbedingt in die EU wollen? Welches Gefühl könnte man haben wenn man daran denkt, daß der Internationale Gerichtshof in Den Haag sitzt, just in jenem Land, dessen UNO-Soldaten im Juli 1995 in Srebrenica (bis heute ungeahndet und unbestraft!) „weggeschaut"» hatten, als mindestens 8000 Bosniaken massakriert worden sind. Die UN-Gerichte hatten das immerhin als Völkermord klassifiziert.
Und wo bleibt die Verantwortung ?
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo. Solange ich atme hoffe ich, solange ich hoffe liebe ich, solange ich liebe lebe ich.
Anmerkungen
1 Solschenizyn 1970, I/4.
2 Freud 1930, S. 249.
3 Freud 1915, S. 59.
4 Konrad Lorenz 1963, S. 326
5 Vgl. Dawkins 1978.
– Nach Wuketits (1999, S. 143)
müsse daher Moral selbst als „eine biologische Kategorie“ betrachtet werden. 6 Vgl. New et al. 2002, Müller et al. 2004. 7 Vgl. Bowlby 1982 8 Stern 1998. 9 Vgl. Gallese 2002, sowie im Überblick Bauer 2005.
10 Vgl. dazu Tomasellos Darstellung der menschlichen Sozialisation aus der Perspektiven einer vergleichenden evolutionären Anthropologie (Tomasello 2002);
siehe auch den Aufsatz „Der Leib zwischen Animalität und Rationalität“ in diesem Band.11 Vgl. dazu die ethnologischen Untersuchungen bei Fromm 1974, S. 148ff.
12 Safranski 1997, S. 26.
13 Vgl. Spitz 1967, S. 200f.; Bruner 1977, S. 842.
14 Plessner 1975.
15 Damit sei nicht bestritten, dass Persönlichkeitszüge oder Tatumstände es dem Handelnden in unterschiedlichem Maß erschweren können, seiner Einsicht zu folgen. Dies ändert aber noch nichts an derSchuldfähigkeit, sondern kann sich nur beim Urteil ggf. in „mildernden Umständen“ niederschlagen.
Die Frage der Schuldunfähigkeit stellt sich freilich dann, wenn aufgrund einer biologisch-organischen Störung, einer hochpathologischen Triebkonstitution oder einer anderen schweren psychischen Störung die Steuerungsfähigkeit eines Täters aufgehoben war.
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16 Görres 1982, S. 27.
17 Vgl. dazu die Analysen von Fromm 1974, S. 196-.334.
18 Vgl. dazu die sehr eingehende und gut recherchierte Darstellung von Sabine Rückert (2007a).
19 Zitiert nach Rückert 2007a.
20 Cohen 1981, S. 627.
21 Safranski 1997, S. 275.
22 Jaspers 1973, S. 171.
23 Arendt 1964, S. 326.
24 Vgl. in diesem Sinn auch Kröber 2006.
25 Vgl. Görres 1982, S. 128.
26 So bereits die Forderung des Neuropsychologen H. Markowitsch („Neuronen sind nicht böse“, " DER SPIEGEL " 31/2007, S. 117-123, insbesondere S. 122).
27 Skinner 1971. 28 Zitiert nach Rückert 2007b, S. 22.
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Literatur Arendt, Hannah (1964) Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen. Rowohlt, Reinbek/Hamburg.
Bauer, J. (2005) Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone. 6. Aufl. Hoffmann u. Campe, Hamburg.
Bowlby, J. (1982) Attachment and loss. Vol I: Attachment. Basic Books, New York. Bruner, J. S. (1977) Wie das Kind lernt, sich sprachlich zu verständigen. Zeitschrift für Pädago-gik 23, 829-845.
Cohen, H. (1981) Ethik des reinen Willens. System der Philosophie Bd. 7. 5. Auflage. Olms, Hildesheim.
Görres, A., Rahner K. (1982) Das Böse. Wege zu seiner Bewältigung in Psychotherapie und Christentum. Herder, Freiburg Basel Wien.
Dawkins, R. (1978) Das egoistische Gen. Springer, Berlin Heidelberg New York. Freud, S. (1915) Zeitgemäßes über Krieg und Tod. Studienausgabe Bd. IX, S. 33-60. Fi-scher/Frankfurt/M.
Freud, Sigmund. (1930) Das Unbehagen in der Kultur. Studienausgabe Bd. IX, S. 191-270. Fi-scher/Frankfurt/M. Fromm, E. (1974) Anatomie der menschlichen Destruktivität. Dt. Verlags-Anstalt, Stuttgart.
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1. Fall / Mord aus Habgier
Norbert Hans Poehlke (* 15. September 1951 in Stuttgart, † 22. Oktober 1985 in Torre Canne, Gemeinde Fasano, Italien.
» Posttraumatische Belastungsstörung PTBS / PTBR /» Habgier / » Delinquent -> Kapitaldelikt
Kurzes Psychiatrisches Gutachten gibt Einblick über problematische Verhaltensstruktur:
S. Hab / Master of Science (Kurzgutachten)
Norbert Poehlke war ein Mensch von leicht überdurchschnittlicher Intelligenz, der eine gewisse Rigidität in sich vereinigte. Zuweilen war dieser auch sehr Ichbezogen mit einem Hang zum Größenwahn (Omnipotenz) und Paranoia. Er kreiste also sehr um sich selbst und ist dabei über das normale Maß hinaus misstrauisch und empfindlich. Den Tod seiner Tochter hatte er nie verwunden; daraus resultierend, entwickelte Poehlke eine Posttraumatische Belastungsstörung.
Die Tatmotive sind nicht ausschließlich in der Überschuldung der Familie und der Erhaltung des gesellschaftlichen und materiellen Status quo zu sehen, sondern auch in einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. (Narzisstische Kränkung, NPS) Die Auslöschung der gesamten Familie ist im Grunde ein veritables Anzeichen dieses gekränkten Egos, das es einerseits nicht erträgt verlassen zu werden - resultierend aus der Forderung der Ehefrau, sich der Polizei zu stellen, die bis dahin die Taten gebilligt hatte.
Desweiteren auch, aufgrund des desillusionierten Bewusstseins, in absehbarer Zeit gefasst zu werden und nur noch mittels des Amoklaufs sich der eigenen Verantwortung gegenüber der Familie und der Gesellschaft entziehen zu können.
Der Trennungsakt wird als Verrat und Demütigung erlebt und aus dieser Emotion heraus entsteht die Überzeugung, dass der Partner "bestraft" werden muss und die Kinder, die als Opfer fungieren, alleine nicht mehr lebensfähig sein würden. Letzteren würde ein unwürdiges Leben in einer rücksichtslosen Gesellschaft für immer erspart bleiben. Dies stellt somit die Rechtfertigung für die irreversible und finale Tat dar.
Poehlke war aus seiner Sicht nur noch von "Feinden" (Ehefrau, Gesellschaft, Justiz) & "Opfern" (die eigenen Schutzbefohlenen) umgeben.
Poehlke war Polizeibeamter im mittleren Dienst im Land Baden-Württemberg. Er war ab 1982 als Polizeiobermeister bei der Hundestaffel Stuttgart-Mühlhausen beschäftigt. Nach einem Lottogewinn von 55.000 DM errichtete er für sich und seine Familie, zu der zwei Söhne und eine Tochter gehörten, ein Eigenheim in dem zu Backnang gehörenden Dorf Strümpfelbach, wobei er sich finanziell übernahm. Nach dem Bau des Einfamilienhauses war die Familie hoch verschuldet. Im März 1984 starb seine Tochter Cordula an einem Gehirntumor im Alter von vier Jahren.
Kurz danach begann er eine Serie von insgesamt drei Raubmorden und vier Banküberfällen, von denen drei nach dem gleichen Muster abliefen: Erst lauerte er einem zufälligen Opfer an einem abgelegenen Rastplatz auf, um an dessen Fahrzeug zu gelangen. Dabei tötete er seine Opfer mit seiner Dienstwaffe, einer Walther P5, durch einen gezielten Schuss in den Kopf (ins Gesicht). Nach der Tat fuhr er mit dem so erbeuteten Fahrzeug zu einer kleinen Bankfiliale, um diese auszurauben. Vermummt schlug er die Scheiben der Kassenschalter mit einem Vorschlaghammer ein, raubte Bargeld und flüchtete dann mit dem Fremdfahrzeug.
Die Mordserie versetzte die Bewohner im Raum Heilbronn-Ludwigsburg über ein Jahr lang in Angst. Der unbekannte Täter wurde in den Medien bald als „Hammermörder“ tituliert, obwohl der Vorschlaghammer nicht sein Mordwerkzeug war. Aber Boulevardzeitungen wie die "Bild" sind ausschließlich an hohen Auflagen interessiert, daher die Umdeutung. Von der CIA 1948 mit 7 Mio. DM von den US - Strategen finanziert, ist dies quasi die Standardlektüre des Durchschnittsbürgers. Die Art und Weise wie Bild und Text kombiniert in Erscheinung treten haben eine Propaganda - Wirkung um die Massen zu steuern, der Wahrheitsgehalt spielt bei der Vermischung von Information und Meinung eine untergeordnete Rolle. Innerhalb der internationalen Politik hat primär die Steuerung der Massen oberste Priorität.
Chronologie der Verbrechen und Fahndungsmaßnahmen
Den ersten Mord beging Poehlke am 3. Mai 1984 auf einem Parkplatz beim Gruppenklärwerk „Häldenmühle“ bei Marbach am Neckar; sein Opfer war der 47 Jahre alte Ingenieur und Handelsreisende Siegfried Pfitzer aus Aschaffenburg. Im Anschluss an die Tat überfiel Poehlke die Filiale der Volksbank in Erbstetten und erbeutete dabei 4.790 DM. Trotz intensiver polizeilicher Ermittlungen blieb die Suche nach dem Täter zunächst erfolglos.
Am 21. Dezember 1984 verübte Poehlke auf dem Waldparkplatz „Rohrthäle“ bei Großbottwar seinen zweiten Mord, dem der 37 Jahre alte Engländer Richard Wethey aus Nürnberg zum Opfer fiel. Eine Woche nach dem Mord an Wethey überfiel Poehlke die Filiale der Volksbank in Cleebronn. Bei diesem Überfall erbeutete er ca. 80.000 DM.
Die daraufhin gebildete SOKO „Hammer“, die ihren Sitz im Schulzentrum Bottwar nahm, führte in der Folgezeit den bis dahin größten Polizeieinsatz der Nachkriegsgeschichte in Westdeutschland durch. In den nächsten vier Monaten gingen die Ermittler rund 540 Hinweisen nach und überprüften mehr als 1000 Personen.
Am 5. Juli 1985 bat die federführende Landespolizeidirektion Stuttgart I in der Fernsehsendung Aktenzeichen XY ungelöst öffentlich um die Mithilfe der Zuschauer. Nach der Sendung, in der ein Fahndungsfilm die bisherigen Morde und Überfälle rekonstruierte, erreichten die Kriminalpolizei aber keine entscheidenden Hinweise aus der Bevölkerung. Es wird vermutet, dass Poehlkes Ehefrau die Sendung gesehen hat.
Am 22. Juli 1985 beging Poehlke seinen dritten Mord auf einem Wanderparkplatz an der L 1100 zwischen Ilsfeld und Flein, wo er den 26 Jahre alten Elektriker Wilfried Schneider aus Beilstein erschoss. Unmittelbar nach dem Mord versuchte Poehlke, die Raiffeisenbank in Spiegelberg zu überfallen, musste jedoch ohne Beute fliehen.
Nach dem dritten Mord erhöhte sich der öffentliche Druck auf die Polizei erheblich. Diese ging inzwischen dem Verdacht nach, dass der Täter aus den eigenen Reihen stammen könne. Im August 1985 wurde schließlich ein italienischstämmiger Polizeibeamter als Tatverdächtiger festgenommen; schnell stellte sich jedoch heraus, dass dieser nichts mit der Mordserie zu tun hatte. Auch Poehlke wurde im Rahmen der Ermittlungen vernommen; eine Reihe von Ermittlungsfehlern führte aber dazu, dass seine Spur zunächst nicht weiter verfolgt wurde.
Am 27. September 1985 überfiel Poehlke die Raiffeisenbank in Rosenberg, diesmal jedoch, ohne sich zuvor durch einen weiteren Mord ein Fluchtfahrzeug zu beschaffen. Er erbeutete 11.000 DM und flüchtete mit dem Fahrzeug eines Bankkunden. Aufgrund von Zeugenbeschreibungen konnte die Polizei diesmal ein Phantombild des Täters erstellen, das, wie sich später herausstellte, sehr große Ähnlichkeit mit Poehlke besaß.
Nachdem die Ermittler inzwischen die Dienstwaffen aller Polizeiangehörigen im Raum Stuttgart hatten beschießen und mit den Projektilen von den Tatorten vergleichen lassen (Ballistische Untersuchung), verdichteten sich Anfang Oktober 1985 die Hinweise auf Norbert Poehlke.
Angesichts seiner drohenden Festnahme tötete Poehlke am 13. Oktober 1985 in seinem Haus in Strümpfelbach, Ludwigsburger Straße 26, zunächst seine auf der Couch sitzende schwangere Ehefrau mit einem Kopfschuss und dann im Kinderzimmer seinen im Bett liegenden älteren Sohn mit einem Schuss in das Gesicht. Anschließend flüchtete er in seinem Privatwagen zusammen mit seinem jüngsten Sohn in die italienische Küstenstadt Brindisi. In dem zu Fasano gehörenden Hafenort Torre Canne tötete er schließlich am 22. Oktober 1985 seinen Sohn mittels Kopfschuss und anschließend sich selbst per Kopfschuss.
2. Fall / Mord aus Leidenschaft
28. März 2013. In einem Wald wird die verkohlte Leiche der 38-jährigen Anne Barbot gefunden. Nur wenige Tage nach der Tragödie hätten sie und ihr Ehemann ein Kind adoptieren sollen – Zufall? Tage zuvor war die junge Frau als vermisst gemeldet worden und, ihr verzweifelter Ehemann hatte mehrere Suchaktionen gestartet, um sie zu finden.
Bei ihrer sorgfältigen Ermittlungsarbeit finden die Kriminalbeamten entscheidende Hinweise auf Mörder und Motiv. Schließlich kann die Polizei diesen besonders skrupellosen Fall lösen. Bis zuletzt war es für viele an dem Fall Beteiligten undenkbar, dass der eigene Ehemann die Tat verübt hatte.
3. Fall / Sexualdelikt / Triebtäter
Am 16. September 2005 wird im Städtchen Soisy-sur-Seine die 24-jährige Audrey Jouannet leblos aufgefunden. Sie liegt in ihrem kleinen Appartement tot unter dem Bett. Schnell wird klar, dass die junge Frau erst gefoltert und dann erdrosselt wurde. Obwohl der Täter akribisch darauf geachtet hat, all seine Spuren zu verwischen, wird auf der Leiche dennoch DNA gefunden. Wird es den Ermittlern gelingen, diese Tat aufzuklären?
Bis 2005
Fortsetzung folgt ff.